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Wie Markenfarbe verkaufen hilft.

Photo by Ronald Cuyan on Unsplash

München, den 11.11.2020

Dass durchdachtes Produktdesign den Kaufentscheidungsprozess positiv beeinflussen kann, darüber wird niemand ernsthaft mit mir streiten wollen. Dass die konsequente Farbcodierung von Produkten einen entscheidenden Betrag zu Markenbekanntheit, Markenpräsenz und Markenvertrauen leisten kann, haben viele Hersteller leider noch nicht verstanden und lassen eine große Chance verstreichen.

In diesem Beitrag möchte ich ein Plädoyer für konsequente Farbcodierung von Produkten als effizientes Marketingmittel zur Steigerung von Markenbekanntheit, Markenpräsenz und sogar Markenpräferenz halten und Beispiele anführen, wie weitsichtige Unternehmer schon lange von Color Coding profitieren.

Allgegenwärtig, zumindest au Baustellen, die sonnengelben Baustoffpalettenvon YTONG. (Foto: YTONG)

YTONG-Gelb ist allgegenwärtig.
Obwohl ich selbst noch nie gebaut habe und weder Erfahrung noch Ahnung vom Bauen habe, kenne ich die Marke YTONG und habe den Eindruck, dass dieser Baustoff bei Bauunternehmen äußerst beliebt ist. Warum? Weil ich seit Jahrzehnten auf vielen Baustellen im Stadtbild die riesigen, sonnengelben, folierten Paletten mit Baustoffen von YTONG sehe. Vermutlich entscheiden sich noch viel mehr Bauunternehmer für Baustoffe der YTONG-Mitbewerber, aber das nehme ich nicht wahr, weil diese offensichtlich nicht so auffällig markiert werden. Käme ich einmal in die Verlegenheit kommen, mein erstes Eigenheim zu bauen, würde ich Baustoffe der Marke YTONG vermutlich präferieren. Und ich wette, dass ihr jetzt, wo ihr hier über YTONG gelesen habt, plötzlich überall sonnengelbe Paletten auf Baustellen entdecken werdet.

Warum war die Folierung der Baustoffpaletten von YTONG in Markenfarbe so eine geniale Idee? Und was können andere Marketingentscheider von YTONG lernen?

Motorsägen im orange-weißem STIHL-Design. (Foto: STIHL)

Markenpräsenz ohne Budget.
Bei vielen B2B-Marken sind die Budgets für den Aufbau von Markenbekanntheit und -sympathie eher übersichtlich. Marketing konzentriert sich überwiegend auf den Vertrieb und dessen Unterstützung. Mit der Konsequenz, dass solche Marke in der breiten Öffentlichkeit eher unbekannt und wenig profiliert sind. Hersteller, die das Glück haben, dass ihre Produkte öffentlich genutzt werden, haben die Chance, durch offensives, plakatives Branding ihrer Produkte Markenpräsenz zu erzeugen, ohne einen Cent ihres oft knapp bemessenen Marketingbudgets dafür opfern zu müssen. 

YTONG hatte das Potenzial der quasi kostenlosen Werbefläche ihrer Baustoffpaletten früh erkannt und markiert seine Produkte seither konsequent in der Markenfarbe. So wird jede Baustoffpalette im öffentlichen Raum zur kostenlosen Werbefläche für die Marke. Und wie wir alle in der Markentechnik-Vorlesung oder bei Domizlaff gelernt haben, brauchen starke Marke genau diese Öffentlichkeit (Ubiquität), um Vertrauen aufbauen zu können.

Inzwischen gibt es viele Marken, die den »YTONG-Effekt« für sich nutzen. Und ich will hier natürlich nicht behaupten, YTONG habe diesen preiswerten Marketingkanal erfunden. Auch STIHL und HILTI sind offensichtlich Anhänger des konsequenten Color Codings. Hochdruckreiniger Kärcher, Heimwerkergerätehersteller BOSCH, DeWalt und Makita und der Gartengeräteanbieter Gardena sind weitere konsequente »Color Coder«.

Stolze Eigenheimbesitzer »kärchern« am liebsten mit den knallgelben Hochdruckreinigern. (Foto: Kärcher)

Bereits der Anblick einer legendären »Blue Box« von Tiffany’s lässt Frauenherzen höher schlagen. (Foto: Wikipedia)

LEKI nutzt Color Coe für kostenlose TV-Werbung.
Die Inhaberin des schwäbischen Stock- und Handschuhherstellers LEKI (eine Beratungskundin vom BrandDoctor) verriet mir, dass man sich bereits früh entschieden hatte, die rot-gelbe Markenfarbe auf alle Racing-Stöcke zu bringen, weil dieser markante Farbcode in den Händen der weltbesten Wintersportathleten und vor dem meist schneeweißen Hintergrund bei den Fernsehübertragungen am auffälligsten erschien. Sie ist überzeugt davon, dass genau diese konsequente Farbcodierung der Produkte den Grundstein für den beachtenswerten Erfolg des heutigen Marktführers gelegt habe.

Farbcodierte Produkte pushen das Verwender-Image.
Die Nutzung der primären Markenfarbe im Oberflächendesign der Produkte hat noch weitere Vorteile. Ambitionierte Heimwerker sehen die knallroten HILTI-Elektrowerkzeuge oder die türkis-blauen Geräte des japanischen Bohrmaschinenhersteller Makita überall in den kompetenten Händen von Profis und wissen sofort, dass sie mit einer Entscheidung für diese Marke sicher keinen Fehler machen. Die Begehrlichkeit dieser Marken steigt. Und genauso funktioniert auch der auffällig gebrandete Pappbecher von Starbucks, der ohne Zutun der Kunden Werbung für die US-amerikanische Kaffeekette macht und nebenbei den Pappbecherträger als solventes Mitglied einer globalen Elite ausweist.

Und dann bieten farbcodierte Produkte noch die Möglichkeit, dass sich der stolze Anwender über die auffällige Markierung als Kenner, Profi oder »Ich-kann-mir-das leisten!«-Typ ausweisen kann. Wer seinem Apfelbaum mit einer orange-weißen Motorsäge von STIHL zuleibe geht, suggeriert Kennerschaft und (Achtung Kalauer!) Stil. 

Und selbst der ungehobeltste Baumfäller hat inzwischen gelernt, dass ein Präsent in der legendären »Blue Box« von Tiffany’s bei der Dame seines Herzens schon gut ankommt, bevor das Geschenk ausgepackt ist. Das berühmte »Tiffany Blue« hat als »1837 Blue« inzwischen sogar eine eigene Farbkarte beim führenden Farbsystemanbieter Pantone.


Vorteile von Produkten in Markenfarbe:

  • Stärken der Markenpräsenz (im öffentlichen Raum)

  • Schaffen von Vertrauen in die Marke

  • Kostenlose Werbung für die Marke

  • Manifestierung von Status und Profilierung bei den Anwendern

  • Schnelle Wiedererkennung am POS


Dass auffällig farbcodierte Produkte im Handel besser und schneller gefunden werden, braucht eigentlich keine Erwähnung.

Ich kann also nur an alle Hersteller appellieren, dem Beispiel der YTONGs, HILTIs und STIHLs zu folgen und  zu prüfen, ob es auch für sie Sinn machen würde, Produkte und Umverpackungen konsequent in der primären Markenfarbe zu codieren. Vor mir liegt übrigens gerade eine externe Festplatte vom französischen Hersteller LaCie, die mich mit ihrem markanten orangefarbenen Stoßfänger weithin als professionellen Fotografen ausweist, der ich natürlich gar nicht bin. 

Und falls ihr Unterstützung dabei benötigt, das Thema Farbcodierung der Produkte professionell und strategisch anzugehen, noch nicht genau wisst, welche Farbe die geeignetste hierfür ist oder mal sehen möchtet, wie professionell farbcodierte Produkte und Verpackungen aussehen könnten, meldet euch gerne beim BrandDoctor.


Der BrandDoctor hilft bei wichtigen Markenentscheidungen mit Tragweite.
Als BrandDoctor helfe ich Unternehmern, Gründern und Marketingverantwortlichen dabei, ihre wichtigen Marken- und Marketingentscheidungen professionell und Erfolg versprechend zu treffen. Mit innovativen Tools unterstütze ich sie, das wichtige strategische Fundament dafür zu legen, mit ihren Marken nachhaltig erfolgreich am Markt zu agieren.

Über den Autor: Andreas Wiehrdt entwickelt und revitalisiert Marken seit über 20 Jahren. Alleine, als Markenstrategieberater oder im Team mit seinen Design-Kollegen bei mattweis (www.mattweis.de).