Markenberater oder doch lieber Branding-Agentur?

Markenberater oder doch lieber Branding-Agentur?

Autor: Andreas Wiehrdt
München, den 21.02.2022
Titelbild: Foto von Jan Genge auf Unsplash

»Du hast doch bloß nicht die Eier, aus deinem Beratungsgeschäft eine echte Agentur zu machen!« Der saß, der provokative, aber wahrscheinlich gut gemeinte Motivationsversuch eines ehemaligen Kollegen. Aber ist das eigentlich so? Fehlt mir wirklich der Mut oder fühle ich mich nicht einfach wohler damit, meine Auftraggeber unabhängig und eigenverantwortlich beraten zu können. Und warum soll denn bitte eine Markenagentur grundsätzlich besser sein als ein selbstständiger Markenberater, wie ich?

Was ist eigentlich besser, selbstständige Markenberater oder große Markenberatungen und -agenturen?

Noch immer leicht geschockt, von der Einschätzung des lieben Ex-Kollegen, habe ich mir die Frage selbst beantwortet. Natürlich gibt es keine richtige und keine falsche Antwort. Aber ich weiß, dass sich viele Markenverantwortliche genau diese Frage stellen. Deswegen möchte ich diesem Beitrag die Frage beantworten, was die bessere Lösung ist, unabhängiger, selbstständiger Markenberater oder große Branding-Agentur?

Für einen Markenverantwortlichen in einer Konzernstruktur mag es einfach mehr Sicherheit bedeuten, eine große, renommierte Markenberatung zu beauftragen.

Als ich noch in der Werbung tätig war, gab es immer so einen Satz: »Es ist noch kein Werbeleiter gefeuert worden, weil er Serviceplan beauftragt hat.« Serviceplan war damals eine große Münchener Werbeagentur, die immer eher auf Sicherheit spielte. Keine kreativen Experimente, einfach saubere Lösungen ohne Risiko. Wohl wissend, dass es in großen Unternehmen oder gar Konzernen selten eine gesunde Fehlerkultur gibt.

Wer Risiken eingeht und Fehler riskiert, macht dort keine Karriere. Und wer Fehler um alles in der Welt vermeiden will, beauftragt große renommierte Werbe- oder Markenagenturen und selten unabhängigen Berater.

Vielleicht auch, weil man große Projekte ausschreibt und selbstständigen Beratern nicht zutraut, die notwendigen personellen Kapazitäten auf die Beine zu bringen. Weil man ja letztlich die in der Regel relativ hohen Honorarforderungen der Großen in der Branche nicht aus der eigenen Tasche zahlt, spielt es auch keine Rolle, dass man häufig eine Menge Services und Overheads mitfinanziert, die man eigentlich gar nicht in Anspruch nehmen müsste.

Aber ist die Lösung mit einem selbstständigen Berater denn nun automatisch risikoreicher und muss man dafür wirklich seine Karriere aufs Spiel setzen?

Es wird euch nicht wundern, wenn ich das ganz klar verneine. Natürlich gibt es Scharlatane auch in der Beraterbranche. Selfmade-Berater, die sich ein wenig Wissen angelesen und ein paar Tools im Internet zusammengeklaut haben. Aber die sitzen – meine Erfahrung – leider auch mal in großen, renommierten Agenturen, die sich ihr Personal heute auch nicht immer aussuchen können. Viele Solo-Selbstständige, in meiner Branche haben mehrheitlich eine lange, erfolgreiche Karriere im Marketing oder in Agenturen hinter sich und möchten ihre lange Erfahrung und ihr profundes Wissen jetzt als unabhängige Berater weitergeben. Ohne überflüssige Overheads, Unternehmenspolitik, strategische Vorgaben, andere Abteilungen, die ins Boot geholt werden müssen und zu viel Bürokratie.

Als unabhängiger Markenberater ist mir jeder Kunde wichtig. Oft verbinden uns langjährige Projekte, in denen sich vertrauensvolle Partnerschaften entwickeln.

Auch, wenn sich Projekte verschieben oder Budgets eng kalkuliert sind, agiere ich verständnisvoll und agil und meist finden wir eine Lösung.

Inzwischen kenne ich mich gut aus mit den besonderen Anforderungen kleiner mittelständischer Unternehmen oder Start-ups. Das Bullshit-Bingo und die Marketing-Buzzwords aus meiner Agenturzeit verkneife ich mir und rede Klartext mit meinen Auftraggebern, die oft gar keinen Marketing-Background haben.

Wenn Projekte mehr Kapazität erfordern, ziehe ich Kolleginnen und Kollegen aus meinem Netzwerk hinzu. Die besten in ihrem jeweiligen Fach, wie ich aus vorhergehenden Projekten weiß. Sie arbeiten auf solchen Projekten, weil sie es wollen, nicht weil sie es (wie ihre Kollegen in Agenturen) müssen.

Sollte ich wirklich einmal ein paar Tage ausfallen (was in den letzten drei Jahren nie vorgekommen ist) sind meine Projekte gut und transparent dokumentiert und eine Kollegin oder ein Kollege können jederzeit übernehmen. Die Projekte steuere ich agil und transparent mithilfe eines der besten Projekt-Management-Tools, ASANA; auf Wunsch auch gerne unter direkter Beteiligung meiner Auftraggeber.


Hier noch einmal die Stärken beider Beratungskonzepte:

Große, renommierte Branding-Agentur:

  • Viel Erfahrung mit großen, komplexen Projekten für bedeutende Marken.

  • (Oft) internationale Netzwerke bei länderübergreifenden, interkulturellen Projekten.

  • Sicherheit aus vielen ähnlich gelagerten Markenprojekten in vergleichbaren Märkten.

  • Hohe Personalkapazität für komplexe, personalintensive Projekte.

  • Viele Spezialisten und Spezialdisziplinen unter einem Dach.

Unabhängige, selbstständige Markenberater:

  • Unabhängigkeit, Flexibilität und Agilität.

  • Hohe Motivation, selbst bei relativ kleinen Projekten und Budgets.

  • Meist mehr Erfahrung mit kleineren, mittelständischen Unternehmen und Start-ups.

  • Oft vielseitige Kompetenznetzwerke mit ausgewiesenen Spezialisten.

  • Geringere Overheadkosten, Ersparnis kann an Auftraggeber weiter gegeben werden.

Zusammengefasst.

  • Es gibt da draußen einige wirklich gute große Branding-Agenturen, in denen erfahrene kompetente Berater und Designer für große Auftraggeber erfolgreich arbeiten. Ich selbst darf hin und wieder einige von Ihnen Interims-weise auf Markenprojekten unterstützen. Für Markenverantwortliche mit großen, komplexen Projekten und den nötigen Budgets in der Hinterhand sind sie vorwiegend eine hervorragende Lösung.

  • Für unabhängige, selbstständige Berater dagegen können auch kleinere Projekte mit geringeren Honorarvolumen hochattraktiv sein. Sie haben oft viel Erfahrung mit kleineren, inhabergeführten mittelständischen Unternehmen und Start-ups. Statt Marketing-Bullshit-Bingo sprechen sie Klartext mit ihren Auftraggeberinnen und Auftraggebern. Oft sind sie exzellent vernetzt und können agil die besten Spezialisten in die Projekte hineinholen, aber auch nur so lange wie wirklich nötig. Und sie müssen mit den Honoraren keine repräsentativen Büropaläste oder gerade nicht benötigtes Personal finanzieren.

Zur Ehrenrettung der anfangs erwähnten Werbeagentur wollte ich noch schreiben, dass die inzwischen größte inhabergeführte Werbeagentur Deutschlands, Serviceplan, inzwischen unglaublich erfolgreich gewachsen ist, sich internationalisiert hat und in den einschlägigen Kreativ-Rankings vorderste Plätze hält.


Der BrandDoctor hilft bei wichtigen Markenentscheidungen mit Tragweite.
Als BrandDoctor helfe ich Unternehmern, Gründern und Marketingverantwortlichen sowie Marken- und Designagenturen dabei, ihre wichtigen Marken- und Marketingentscheidungen professionell und Erfolg versprechend zu treffen. Mit innovativen Tools unterstütze ich sie, das wichtige strategische Fundament dafür zu legen, mit ihren Marken nachhaltig erfolgreich am Markt zu agieren.

Über den Autor: Andreas Wiehrdt entwickelt und revitalisiert Marken seit über 20 Jahren. Allein, als Markenstrategieberater oder im Team mit erfahrenen Spezialisten aus seinem Kompetenznetzwerk.


Wie ich’s mit dem Gendern halte:

Im Interesse einer besseren Lesbarkeit und aus Respekt vor unserer schönen deutschen Sprache habe ich mich dazu entschlossen, nicht ausdrücklich in geschlechtsspezifischen Personenbezeichnungen zu differenzieren. Die meist gewählte männliche Form schließt aber natürlich eine adäquate weibliche Form oder jede andere Form gleichberechtigt ein.

Andreas Wiehrdt

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