Brand Doctor

View Original

Wie ihr mithilfe von Workshops zu besseren Lösungen kommt.

Autor: Andreas Wiehrdt
München, den 01.07.2024
Titelbild: DALL-E

1. Sind Workshops wirklich das Format der Wahl?

Zunächst mal die schlechte Nachricht: Workshops kosten Zeit und Geld. Zeit, weil hier viele wichtige Entscheider mindestens einen Tag lang für ihre klassischen Aufgaben ausfallen. Geld, weil erfolgreiche Workshops in anzumietenden Away-Locations stattfinden, eine erfahrene Moderatorin oder einen Moderator voraussetzen und Kosten für Catering, Technikmiete sowie An- und Abreise der Teilnehmer zu tragen sind. Einer meiner Auftraggeber nannte das mal: »Teure Kaffeefahrt für hoch bezahlte Manager«. 😂

Aber jetzt die guten – Nachrichten, meine ich: Erfolgreiche Workshops können eine ungeahnte Dynamik und Produktivität entfalten. Teilnehmer tauschen sich auf vielen Ebenen aus, sind kreativ, arbeiten fokussiert, brechen Silodenken auf und übernehmen Ownership für die gemeinsame erarbeiteten Lösungen, Strategien und Maßnahmen.

Es macht also absolut Sinn, sich mit dem Thema Workshop ein wenig näher zu beschäftigen und kritisch zu prüfen, ob der Workshop nicht vielleicht doch ein gutes Format ist, um anstehende Themen und Herausforderungen anzugehen.

Holt euch einen Tee oder Kaffee! Wir legen los.


2. Was ihr von diesem Beitrag erwarten könnt.

In diesem Beitrag möchte aufzeigen, für welche Themen und Herausforderungen sich Workshops als Lösungsansatz anbieten, die Vor- und Nachteile von Workshops darlegen und erläutern, unter welchen Voraussetzungen Workshops gelingen. Aus eigener Erfahrung liste ich hier auf, was gute und produktive Workshops ausmachen. Ich beschreibe, welche Arten von Workshops euch grundsätzlich zur Verfügung stehen und wie ich Workshop-Formate im Kontext von Marken- und Markenstrategieprojekten erfolgreich einsetze. Abschließend habe ich noch ein paar Tipps für Fachliteratur zum Thema für euch. Als Bonus bietet der Beitrag eine praktische Checkliste, falls ihr selbst einen Workshop vorbereiten und umsetzen möchtet.

Inhaltsverzeichnis:

1. Sind Workshops wirklich das Format der Wahl?

2. Was ihr von diesem Beitrag erwarten könnt.

3. Was verstehen wir unter einem Workshop?

4. Und was unterscheidet einen Workshop von einem Meeting oder einer Präsentation?

5. Was sind die Vorteile und Chancen von Workshops.

6. Was sind die größten Herausforderungen für die Umsetzung von Workshop-Formaten?

7. Welche Formen von Workshops gibt es?

8. Was macht gute Workshops aus?

9. Vor- und Nachteile von virtuellen Online-Workshops.

10. Workshops im Kontext von Marken- und Marketingstrategiefindung.

11. Zusammenfassung.



3. Was verstehen wir unter einem Workshop?
Wikipedia ist sich mal wieder mit mir einig: »Ein Workshop (zu Deutsch Arbeitstagung, Arbeitssitzung, Arbeitskreis, Kurs, Lehrgang, Seminar oder Denkwerkstatt) ist [...] eine Veranstaltung, in der eine kleinere Gruppe mit begrenzter, kompakter Zeitdauer intensiv an einem meist praxisorientierten Thema arbeitet. Ein Kennzeichen ist dabei die kooperative und moderierte Arbeitsweise an einem gemeinsamen Ziel.« Hätte ich nicht eleganter schreiben können.

4. Und was unterscheidet einen Workshop von einem Meeting oder einer Präsentation?
In Meetings werden in der Regel Meinungen zu bestimmten Themen ausgetauscht, Aufgaben delegiert und bestenfalls Entscheidungen getroffen. Oft fehlt der wichtige Input von nicht zum Meeting geladenen Experten und Praktikern, neue Ideen lassen sich in Meetings auch nicht wirklich gut entwickeln und der dialogische Austausch ist nur begrenzt möglich. So werden Meetings zu unbeliebten Zeitfressern und Platzhaltern im Kalender, die oft dazu noch mit einer Menge Vor- und Nacharbeit verbunden sind.

Präsentationen dienen i. d. R. der Wissensvermittlung und Information zu einem bestimmten Thema. Alles konzentriert sich auf den Vortragenden und seine Inhalte. Präsentationen sind gekennzeichnet durch Einbahnstraßeninformation und die Teilnehmenden werden häufig zu Zuhörern degradiert. Ein Gedankenaustausch ist überwiegend nur im Anschluss und dann oft ohne den Vortragenden möglich.


5. Was sind die Vorteile und Chancen von Workshops

Workshops bieten eine Vielzahl von Vorteilen und Chancen, sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen. Hier sind einige der wichtigsten Aspekte:

  1. Workshops können sehr produktiv sein.
    Wann habt ihr euch das letzte Mal einen ganzen Tag fokussiert mit nur einem Theme oder einer Herausforderung beschäftigt? Ohne Teams-Meetings, Telefonate und andere Störungen. Wann konntet ihr euch frei mit kompetenten Kolleginnen und Kollegen austauschen? Mal kreativ sein ohne die Angst, was Falsches zu sagen oder für eine verrückte Idee gleich kritisiert zu werden? Wann durftet ihr euch einer Herausforderung spielerisch nähern, zusammen mit Gleichgesinnten, die genau wie ihr an einer guten Lösung interessiert waren? Das alles kann ein Workshop leisten. Meine Teilnehmenden staunen häufig, was sie alles an nur einem Tag gemeinsam geschafft haben. Welche großen Schritte sie auf ihr gemeinsames Ziel hin machen konnten.

  2. Workshops ermöglichen kooperatives Arbeiten.
    Ich weiß nicht, ob es dir genauso geht, aber ich bin grundsätzlich produktiver und habe mehr und bessere Lösungsideen, wenn ich Sparringspartner habe. Wenn ich mich austauschen kann mit anderen, die einen frischen Blickwinkel auf meine Herausforderung haben. Pingpong spielen, Ideen evaluieren und optimieren, geht zusammen einfach besser als allein im stillen Kämmerlein. Gute Workshops fördern den Austausch zwischen den Teilnehmenden und schaffen eine Atmosphäre, einen Schutzraum, indem Kooperation über Abteilungsgrenzen und Hierarchien angstfrei und problemlos möglich ist.

  3. Workshops heben das Potenzial für innovative Lösungen.
    Ist die Herausforderung erst einmal klar umrissen, helfen Kreativitäts- und Ideation-Werkzeuge und -methoden im Workshop dabei, gezielt zu kreativen, innovativen und potenziell Erfolg versprechenden Lösungen zu kommen, die sonst kaum gefunden worden wären. Wirklich neue, disruptive Ideen und Konzepte reifen besser in einer geschützten, angenehmen und ablenkungsfreien Atmosphäre, wie sie nur Workshops wirklich bieten können.

  4. In Workshops entwickelte Lösungen erzeugen Ownership.
    Seien wir ehrlich, für eine Idee, die man selbst (mit)entwickelt hat, setzt man sich viel stärker ein, als für eine, die andere hatten. Auch weil man immer ein wenig stolzer ist auf »ein Baby«, das man selbst »gezeugt« hat. Konzepte und Strategien, die in Workshops gemeinsam entwickelt wurden, haben deshalb eine höhere Wahrscheinlichkeit auch wirklich umgesetzt zu werden, als solche, die sich wenige Entscheider im stillen Kämmerlein einfallen lassen und die nun den Mitarbeitern verkündet, fast möchte ich sagen aufoktroyiert werden.

  5. Workshops verbinden über Abteilungsgrenzen hinweg.
    Wann haben Vertrieb, Marketing und Rechnungswesen zuletzt gemeinsam und kooperativ an Lösungen gearbeitet? Wann konnte eine Mitarbeiterin aus der Montage mal mit dem Inhaber gemeinsam eine Herausforderung angehen? Workshops bieten ein Umfeld, in dem Kompetenzträgerinnen und -träger abteilungsübergreifend und ungeachtet ihrer Position im Unternehmen zusammen an Lösungen arbeiten können. Hier wird Silodenken in Teamarbeit aufgebrochen und werden neue Netzwerke geknüpft.

  6. Workshops fördern interaktives Lernen.
    In Workshops wird neues Wissen und neue Methoden interaktiv, im individuellen Lerntempo der Teilnehmenden und in praktischen Übungen vermittelt. Workshops fördern interaktiv neues Wissen, indem sie theoretisches Wissen durch praktische Übungen und reale Fallstudien unmittelbar anwendbar machen. Die Teilnehmenden können aktiv Fragen stellen, sich austauschen und durch Feedback ihre Fähigkeiten verfeinern. Dies schafft ein dynamisches Lernumfeld, das individuelles Engagement und die direkte Umsetzung von Lerninhalten ermöglicht.

  7. Workshops können Spaß machen.
    Hand auf Herz, wann hast du dich zum letzten Mal auf ein Meeting gefreut? Und, dass Vorträge und Präsentationen überaus langweilig sein können, müsste ich gar nicht schreiben. Sind Workshops gut geplant, stimmen die Location, der Methoden- und Teilnehmermix, dann können Workshops richtig Spaß machen. Und das schlägt sich dann in kreativeren Lösungen und erhöhter Produktivität nieder.

Workshops bieten einen fokussierten, störungsfreien Raum für kreatives und kooperatives Arbeiten, wodurch innovative Lösungen und ein starkes Engagement der Teilnehmenden entstehen. Sie fördern abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und interaktives Lernen durch praktische Übungen und ermöglichen eine dynamische, inspirierende Atmosphäre, die zu höherer Produktivität und Motivation führt.


6. Was sind die größten Herausforderungen für die Umsetzung von Workshop-Formaten?
Die erfolgreiche Durchführung von Workshops kann durch verschiedene Herausforderungen beeinträchtigt werden:

  1. Teilnehmerengagement: Es kann schwierig sein, alle Teilnehmenden aktiv zu beteiligen und zu motivieren, insbesondere wenn sie unterschiedliche Teilnahmemotivation, Interessen oder Hintergründe haben.

  2. Zeitmanagement: Workshops erfordern eine präzise Planung und Erfahrung, um sicherzustellen, dass alle Themen ausreichend behandelt werden und genügend Zeit für Diskussionen und Übungen bleibt.

  3. Zielklarheit: Unklare, schlecht definierte oder nicht mit allen Teilnehmenden abgestimmte Ziele können dazu führen, dass der Workshop seinen Fokus verlier, die Teilnehmenden nicht wissen, worauf sie hinarbeiten sollen oder demotiviert und enttäuscht werden.

  4. Gruppendynamik: Unterschiedliche Persönlichkeiten und Konflikte innerhalb der Gruppe können den Arbeitsfluss stören und die Produktivität beeinträchtigen.

  5. Werkzeuge und Methoden: Fehlende oder die falschen Methoden und Werkzeuge können die Produktivität der Teilnehmenden behindern und den Output des Workshops schmälern

  6. Ressourcen: Der Zugang zu geeigneten Räumlichkeiten, Materialien und Technologien ist essenziell. Fehlende oder unzureichende Ressourcen können den Workshop-Erfolg gefährden.

  7. Nachhaltigkeit: Es kann eine Herausforderung sein, die im Workshop erarbeiteten Ideen und Lösungen langfristig in den Arbeitsalltag zu integrieren und im Unternehmen umzusetzen.

Angesichts der oben genannten vielfältigen Herausforderungen ist es wichtig eine oder einen erfahrenene(n) Moderatorin oder Moderator mit der Planung und Umsetzung des Workshops zu beauftragen. Erfahrene Workshop-Moderatorinnen und Moderatoren sind in der Lage, alle Teilnehmenden aktiv zu beteiligen und zu motivieren, sorgen für präzises Zeitmanagement und klare Zielsetzungen, können die Gruppendynamik positiv beeinflussen, geeignete Werkzeuge und Methoden einsetzen und sicherstellen, dass die nötigen Ressourcen vorhanden sind, um die Nachhaltigkeit der erarbeiteten Ideen und Lösungen zu gewährleisten.

Diese Checkliste hilft euch dabei, einen professionellen Workshop zu planen und sicherzustellen, dass alle wichtigen Aspekte berücksichtigt werden. Durch Klick auf die Abbildung startet der Download der PDF-Version. (Abbildung: BrandDoctor).


7. Welche Formen von Workshops gibt es?

1. Problemlöungs-Workshops
dienen der Lösung eines vorher klar definierten Problems oder dem Entwickeln von Ideen und Strategien, um bestimmte den Teilnehmenden gemeinsame Herausforderungen zu meistern. Der grundlegende Aufbau ist meist wie folgt: Definition des Problems, Festlegung der Ziele, Analyse der Einflussfaktoren, Entwicklung von Problemlösungen, Präsentation, Bewertung und Entscheidung, sowie dem Festlegen eines abschließenden Maßnahmenkatalogs und einer Timeline.

Es gibt mindestens fünf Arten von Workshops, je nach Zielsetzung, Abbildung: BrandDoctor.

2. Konfliktlösungs-Workshops
eignen sich, um einen aktuellen Konflikt zwischen zwei Konfliktparteien zu klären. Im Ablauf zieht jede Partei zunächst positiv Bilanz (was gut gelaufen ist). Dann folgt eine Diagnosephase, worauf Perspektiven gefunden werden, die in Wünsche und Angebote münden, welche schlussendlich in einer Verhandlungsphase besprochen und mit einem Maßnahmenkatalog auch umgesetzt werden.

3. Konzeptions-Workshops
Marken-Workshops sind mehrheitlich Konzeptions-Workshops. Hier wird ein bestimmtes Aufgabenfeld definiert und Ziele gesetzt, etwa die Formulierung einer Markenpersönlichkeit oder die Definition eines einzigartigen Nutzenversprechens. Dann werden geeignete Modelle oder Werkzeuge vorgestellt, mit deren Hilfe sich Konzepte erarbeiten lassen. In Gruppen werden dann konkrete Vorschläge erarbeitet und im Plenum diskutiert und bewertet, verdichtet und zur weiteren Verarbeitung an die Gruppen konkrete Arbeitsschritte weitergegeben. Später wird dann, außerhalb des Workshops, auf Basis der erarbeiteten Materialien eine finale Lösung/Konzeption erarbeitet.

Mehr über meine Marken-Workshops und deren Inhalte in meinem Beitrag: »Marken-Workshops schaffen Klarheit zu wichtigen strategischen Fragen eurer Marke

4. Entscheidungs-Workshops
Wie der Name vermuten lässt, sollen hier konkrete Entscheidungen getroffen werden. Dazu werden zunächst die Optionen skizziert, dann werden Entscheidungskriterien und gegebenenfalls sogar Entscheidungsmatrizes entwickelt, anschließend die Optionen anhand der Kriterien bewertet und abschließend bestenfalls eine gemeinsam getragene Entscheidung für die präferierte Option getroffen.

5. Lern-Workshops
Auch als Schulung oder Seminar bezeichnet, dienen dazu, den Teilnehmenden bestimmte Lerninhalte zu vermitteln und im Rahmen des Workshops durch konkrete, praxisnahe Anwendung zu vertiefen und zu verfestigen.



8. Was macht gute Workshops aus?

  • Klare Ziele.
    Ohne klare Zielsetzung können Workshops aus dem Ruder laufen und zur Frustration bei Teilnehmenden und Auftraggebenden führen. Noch bevor die Agenda entwickelt wird, müssen die Ziele glasklar zwischen Auftraggebenden und Moderator und später auch mit den Teilnehmenden vereinbart werden. Was will man am Ende des Workshops erreicht haben? Was möchte man für seinen eigenen verantwortungsbereich konkret aus dem Workshop mitnehmen?

  • Gute Vorbereitung.
    Profis unter den Workshop-Moderatoren und -innen haben die Daumenregel, dass sie in die Vorbereitung eines Workshops mindestens die dreifache Dauer des Workshops investieren. Ziele klären, den Teilnehmenden-Mix bestimmen, sich mit dem Thema des Workshops und den individuellen Herausforderungen des Auftraggebers auseinandersetzen, den Ablauf konzipieren, die Agenda schreiben, die richtigen Methoden und Werkzeuge zusammenstellen, Stimulusmaterial und Impulsvorträge vorbereiten, eine passende Workshop-Location in der Nähe des Auftraggebers finden, für die notwendige Technik und Materialien sorgen und vorbereitendes Material für die TN bereitstellen sind nur einige der Vorbereitungen, die ein professioneller Workshop-Moderator trifft, um einen erfolgreichen Ablauf des Workshops sicherstellen zu können.

  • Intelligente Auswahl der Teilnehmenden.
    Die clevere Zusammenstellung der Teilnehmenden nimmt entscheidenden Einfluss auf die Produktivität und die Qualität der Workshop-Ergebnisse. Die Workshop-Einladung als Incentive oder Betriebsausflugsersatz zu missbrauchen wäre ein schwerer Fehler, der aber leider immer wieder gemacht wird. Auf die kuratierte Teilnehmerliste für den Workshop gehören immer die für die jeweilige Aufgabe am besten geeignetsten Profis. Hierarchien, Abteilungs- oder Dauer der Firmenzugehörigkeit sollten hier keine Rolle spielen. Oft ist es sinnvoll auch externe Spezialisten oder Kunden in den Workshop zu integrieren. Auch, weil diese eine Außenperspektive auf das Workshop-Thema beisteuern können. Die alte Regel »Viel hilft viel.« ist bei Workshops kontraproduktiv. Je mehr Teilnehmer, desto mehr Zeit benötigen wichtige Gruppenarbeiten und umso weniger kann erreicht werden.

  • Kreativitäts- und produktivitätsfördernde Location.
    Der Meeting-Raum im Unternehmen ist der denkbar schlechteste Ort für einen Workshop. Möge dieser noch so modern und technisch perfekt ausgestattet sein. Im Firmensitz sind Störungen vorprogrammiert. »Herr Müller, könnten Sie bitte kurz zu Herrn Meier kommen, der hat ein dringendes Problem?«. Psychologisch gesehen, ist der firmeninterne Besprechungsraum auch immer be-alt-lastet und mehr oder weniger Teil des Problems und daher nicht Teil der Lösung. Gute Workshop-Locations liegen außerhalb des Firmengeländes. Sie schaffen eine angenehme Atmosphäre, die auch die Kreativität der Teilnehmenden anregt und fördert. In einer sogenannten Away-Location können Teilnehmende die arbeitsalltäglichen Sorgen, Probleme und kreativitätshindernden Routinen mal für einen Tag hinter sich lassen und einen ganz neuen, frischen Blick auf die alten Herausforderungen richten.

  • Abwechslungsreiche Methodenmix.
    Längere Workshops können ermüden. Erfahrene Workshop-Moderatorinnen und -moderatoren wechseln deswegen die Methoden und Werkzeuge laufend ab. Einem kurzen Impulsvortrag folgt ein Post-up, dem eine Gruppenarbeit, der eine Teampräsentation und der ein Brainstorming. So wird erreicht, dass die Teilnehmenden auch am Nachmittag noch frisch und produktiv mitarbeiten.

  • Gute Zeitplanung.
    Um die einzelnen Agendapunkte eines längeren Workshops gut und angemessen planen zu können, braucht es viel Erfahrung und hohe Flexibilität bei der Durchführung. Je nach der im Unternehmen vorherrschenden Diskussionskultur und der Motivation der Teilnehmenden können einzelne Agendapunkte deutlich mehr Zeit verschlingen als gedacht, andere sind dann schneller abgeschlossen als geplant. Hier muss der erfahrene Moderator ein gutes Händchen und Improvisationstalent beweisen, um sicherzustellen, dass am Ende des Workshops alle wichtigen Punkte bearbeitet und die vereinbarten Ziele erreicht wurden.

  • Keine Ablenkung.
    Dass ein Workshop je produktivere Ergebnisse liefert, desto fokussierter und konzentrierter die Teilnehmenden mitarbeiten, ist ein No-Brainer. Deswegen gehören Mobiltelefone, iPads und Laptops aus dem Workshop verbannt. Während das bei einigen meiner Auftraggeber völlig selbstverständlich ist, gibt es andere, für die ich eine Box bereithalten muss, in die die Geräte zu Beginn des Workshops kommen und außerhalb des Raums – natürlich bewacht – sicher verwahrt werden. Ich plane immer viele regelmäßige Pausen, während der die Teilnehmenden dann ihre Nachrichten abrufen und die dringendsten schnell beantworten können.

  • Erfahrene Moderation.
    Die Moderation von Workshops ist alles andere als einfach und erfordert neben einer gewissen Methodenkompetenz, einem guten Einfühlungsvermögen, einer gewissen Belastbarkeit und Flexibilität, vorrangig Erfahrung. So ist es schon vorgekommen, dass die Teilnehmenden völlig andere Erwartungen und Ziele für den Workshop hatten, als mein Auftraggeber. Eine Unternehmerin machte die Teilnehmenden zur Sau, weil nach 2 Stunden immer noch keine Lösungen auf dem Tisch lagen. Ein Unternehmer vom Typ Patriarch setze die Teilnehmenden in seiner Begrüßungsrede unter Erfolgsdruck. Da reagierten Vorgesetzte aggressiv auf Vorschläge ihrer Mitarbeiter, Teilnehmende lachten andere für ihre Ideen aus, andere trauten sich nicht ihre Ideen zu präsentieren, latent schwelende Konflikte brachen plötzlich im Workshop hervor, Technik versagte oder eine Unternehmerin brach einen Workshop bereits mittags ab, weil sie die Methoden im Ideation-Prozess für »sinnbefreite Kindergartenspiele« hielt. Damit müssen erfahrene Moderatorinnen und Moderatoren umgehen können.

  • Angstfreies Arbeitsklima.
    Nicht alle Teilnehmenden sitzen mit dem gesunden Selbstbewusstsein einer »Vertriebsrampensau« (bewundernd gemeint) im Workshop. Einige haben Angst, Beiträge ihrer Vorgesetzten zu kritisieren, manche sind es nicht gewohnt, sich vor eine Gruppe zu stellen und ihre Gedanken zu präsentieren. Und es wäre schade, wenn diese möglicherweise entscheidenden Beiträge nicht gehört würden. Daher ist es die Aufgabe der Moderatorin oder des Moderators eine angstfreie Atmosphäre zu schaffen, in der jeder ungeachtet seiner Hierarchiestufe, seiner Erfahrung oder seines Selbstbewusstseins zu einem Gelingen des Workshops beitragen kann.

  • Angemessenes Catering.
    Wie oben geschrieben sollte ein Workshop nicht als Betriebsausflug oder Incentive missverstanden werden. Trotzdem sollen sich die Teilnehmenden wohlfühlen und alles dafür getan werden, dass sie über einen längeren Zeitraum hochproduktiv arbeiten können. Weitsichtige Auftraggeber sehen ein leckeres Mittagessen und attraktive Pausensnacks auch als Dankeschön für die aktive Mitarbeit und die individuellen Beiträge im Workshop. Unabhängig davon, trägt das körperliche Wohlbefinden signifikant zur Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden bei.

  • Konkrete nächste Schritte.
    Nichts ist unproduktiver als wenn ein langer Workshop-Tag endet, ohne dass sich die Teilnehmenden auf konkrete Ableitungen, Handlungen und nächste Schritte geeinigt haben. Was soll mit dem im Workshop erarbeiteten jetzt konkret getan werden? Wer wird was bis wann erledigen? Ohne diesen wichtigen Abschluss bringt der Workshop seine Kraft nicht auf die Straße und büßt unnötigerweise an Produktivität ein.



9. Vor- und Nachteile von virtuellen Online-Workshops.
Noch ein Wort zu virtuellen, also Online-Workshops. Die Corona-Epidemie und die daraus resultierenden Vorsichtsmaßnahmen hatten einen Boom an Online-Workshops ausgelöst. Auch ich habe diese neue technische Möglichkeit genutzt, um überhaupt Workshops halten zu können. Meiner Erfahrung nach würde ich einen Präsenz-Workshop einem virtuellen Workshop immer vorziehen. Die Vorteile des virtuellen Formats, wie Wegfall von Reisezeit und der Kosten für die Location können meines Erachtens die Nachteile, wie schnell nachlassende Konzentrationsfähigkeit der Teilnehmenden, Barrieren und Frustration in der Nutzung der anspruchsvollen Workshop-Technik (Abstimmungs-Tools und digitale Whiteboards) sowie der deutlich eingeschränkten Interaktionsmöglichkeiten nicht wettmachen. Auch scheinbare nebensächliche Vorteile von Präsenz-Workshops, wie der informelle Austausch in den Pausen oder die gemeinsame Reflexion in kleinen Gruppen am Abend nach dem Workshop können von unschätzbarem Wert sein.



10. Workshops im Kontext von Marken- und Marketingstrategiefindung.
Gerade im Kontext von Marken- und Marketingstrategie-Projekten setze ich Workshops sehr gerne und mit Erfolg ein. Während meine Kolleginnen und ich früher Markenstrategien allein oder im kleinen Team entwickelt und dann als Empfehlung an unsere Auftraggeber präsentiert haben, erlaubt mir das Workshop-Format meine Auftraggeberinnen und Auftraggeber viel besser kennenzulernen und die unterschiedlichen Sichtweisen der Stakeholder besser in meine strategischen Empfehlungen einzubauen und zu adressieren. Kaum ein Markenstrategieprojekt, das nicht auch einen oder mehrere Workshops beinhaltet. Hinzu kommt, dass die Markenverantwortlichen im Rahmen der Workshops hilfreiche Tools kennen und anwenden lernen und so in gewisser Hinsicht autark werden, wenn es um künftige strategische Lösungen geht.



11. Zusammenfassung:

Workshops kosten Zeit und Geld, doch ihre Vorteile überwiegen, da sie Dynamik und Produktivität fördern, kreativen Austausch ermöglichen und Ownership bei den Teilnehmenden erzeugen. In Workshops wird abteilungsübergreifend gearbeitet, Silodenken aufgebrochen und eine interaktive Lernatmosphäre geschaffen, die zu innovativen Lösungen führt. Ein erfahrener Moderator ist essenziell, um Herausforderungen wie Teilnehmerengagement, Zeitmanagement, Zielklarheit und Gruppendynamik zu bewältigen und den Workshop erfolgreich umzusetzen. Verschiedene Workshop-Formate wie Problemlösungs-Workshops bieten strukturierte Ansätze zur Bewältigung spezifischer Herausforderungen. Workshops machen Spaß, fördern Kooperation und bieten einen inspirierenden Rahmen für kreative und produktive Arbeit.



12. Fachliteratur zum Thema:

Hier sind einige empfehlenswerte Fachbücher zum Thema Workshops und deren erfolgreiche Umsetzung:

Abbildungen: Amazon.

»The Workshop Book: How to design and lead successful workshops« von Pamela Hamilton
Dieses Buch bietet praxisnahe Anleitungen zur Planung und Durchführung von erfolgreichen Workshops. Es enthält viele Beispiele und Techniken, um Teilnehmer zu motivieren und produktiv zu arbeiten.

»Gamestorming: A Playbook for Innovators, Rulebreakers, and Changemakers« von Dave Gray, Sunni Brown und James Macanufo
Ein ausgezeichnetes Buch, das eine Vielzahl von kreativen Techniken und Spielen vorstellt, um Ideen zu generieren, Probleme zu lösen und Innovationen zu fördern. Es ist besonders hilfreich für die Gestaltung interaktiver und dynamischer Workshops.

»The Art of Facilitation: The Essentials for Leading Great Meetings and Creating Group Synergy« von Dale Hunter
Ein umfassender Leitfaden zur Moderation von Workshops und Meetings. Es bietet Techniken und Methoden, um Gruppen effektiv zu führen und Synergien zu erzeugen.

»Facilitator's Guide to Participatory Decision-Making« von Sam Kaner
Dieses Buch bietet wertvolle Methoden zur Förderung der Partizipation und des gemeinsamen Entscheidungsfindungsprozesses in Workshops. Es ist besonders nützlich für die Moderation von Gruppen mit unterschiedlichen Meinungen und Interessen.

Diese Bücher bieten umfassende Informationen und praktische Tipps zur erfolgreichen Planung und Durchführung von Workshops. Sie sind eine wertvolle Ressource für Marketingverantwortliche und alle, die Workshops effektiv gestalten möchten.


Als BrandDoctor konzipiere und moderiere ich laufend Workshops für meine Auftraggeber zu Themen rund um die Marke und ihr Marketing. Die häufigsten Formate sind Workshops zur Erarbeitung des Unternehmensleitbildes, der Markenidentität, von Personas, einer Value-Proposition und von Customer Journeys. Zusammen mit speziell geschulten Kollegen und Kolleginnen biete ich auch Ideation-Workshops an.

Wenn ihr hier klickt, könnt ihr euch kurzfristig und unverbindlich ein Angebot für euren nächsten Workshop von mir erstellen lassen oder ein erstes Infogespräch vereinbaren. Würde mich sehr freuen!


Der BrandDoctor hilft bei wichtigen Markenentscheidungen mit Tragweite.
Als BrandDoctor helfe ich Unternehmern, Gründern und Marketingverantwortlichen sowie Marken- und Designagenturen dabei, ihre wichtigen Marken- und Marketingentscheidungen professionell und Erfolg versprechend zu treffen. Mit innovativen Tools unterstütze ich sie, das wichtige strategische Fundament dafür zu legen, mit ihren Marken nachhaltig erfolgreich am Markt zu agieren.

Über den Autor: Andreas Wiehrdt entwickelt und revitalisiert Marken seit über 20 Jahren. Allein, als Markenstrategieberater oder im Team mit erfahrenen Spezialisten aus seinem Kompetenznetzwerk.


Wie ich’s mit dem Gendern halte:

Im Interesse einer besseren Lesbarkeit und aus Respekt vor unserer schönen deutschen Sprache habe ich mich dazu entschlossen, nicht ausdrücklich in geschlechtsspezifischen Personenbezeichnungen zu differenzieren. Die meist gewählte männliche Form schließt aber natürlich eine adäquate weibliche Form oder jede andere Form gleichberechtigt ein.