Differenzieren um jeden Preis? Warum »Meaningless Distinctiveness« eine kluge Strategie für eure Marke sein kann.

Autor: Andreas Wiehrdt
München, den 26.02.2025
Titelbild: DALL-E

Voraussichtliche Lesedauer: 22 Minuten.

1. Rosa Luft im Reifen – Genial oder völliger Unsinn?

Kannst du glauben, dass eine US-amerikanische Tankstellenmarke tatsächlich damit warb, rosafarbene Luft für die Reifen anzubieten? Klingt absurd? Genau das war die Idee hinter der »Rosa-Luft-Kampagne“« der Tankstellenmarke Fina.

Was auf den ersten Blick wie eine absurde Idee wirkt, war eine geniale Marketingaktion, die für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff gesorgt hat. Rosa Luft hat keinerlei messbaren Vorteil gegenüber normaler Luft. Sie ist nicht billiger, bleibt nicht länger im Reifen und verbessert auch nicht die Fahrsicherheit. Trotzdem blieb die Kampagne vielen Menschen im Gedächtnis und viele mussten leise oder laut lachen – und genau das war ihr Zweck. (Hintergrund-Infos zur Kampagne im blauen Kasten weiter unten.)

Die Frage, die sich hier stellt, ist: Muss Differenzierung immer einen rationalen, sinnvollen Grund haben? Oder reicht es manchmal einfach, kreativ anders zu sein? Die Rosa-Luft-Kampagne zeigt, dass Differenzierung nicht zwangsläufig auf einem faktischen Nutzen basieren muss. Es genügt, sich von den Wettbewerbern abzuheben, um im Gedächtnis der Kundschaft zu bleiben.

Im Marketing geht es oft darum, aus der Masse herauszustechen. Eine Marke, die es nicht schafft, sich zu differenzieren, läuft Gefahr, austauschbar zu werden. Sie verliert an Relevanz und gerät in den Preiskampf. Anders ausgedrückt: Ohne Differenzierung hat eine Marke keine echte Daseinsberechtigung – zumindest aus Sicht der Kundschaft.

Die Kunst der Differenzierung besteht darin, sich in den Köpfen der Menschen zu verankern. Manchmal gelingt das durch echte Innovation oder klare Vorteile. Aber manchmal reicht es eben auch, etwas zu tun, was kein anderer macht – selbst wenn es auf den ersten Blick unsinnig erscheint.

Die Rosa-Luft-Kampagne mag aus rationaler Sicht keinen Mehrwert bieten, doch sie hat die Marke klar von der Konkurrenz abgegrenzt, obwohl Fina letztlich den gleichen Treibstoff in den Säulen vorhält wie alle Mitbewerber. Die außergewöhnliche Kampagne hat neugierig gemacht, polarisiert und dafür gesorgt, dass die Marke nicht in der Beliebigkeit verschwindet. Genau hier kommt «Meaningless Distinctiveness» ins Spiel: Sich abheben um jeden Preis, einfach, um anders zu sein.

Manche Differenzierungsmethoden mögen unsinnig wirken, doch der eigentliche Sinn dahinter ist es, im Gedächtnis der Kundschaft zu bleiben. Kreative Differenzierung kann also genauso effektiv sein wie rationale Differenzierung – was zählt, ist, dass die Marke auffällt.

Jetzt fragst du dich vielleicht: Warum sollte «Meaningless Distinctiveness» eine gute Idee sein, wenn eine sinnvolle Differenzierung möglich wäre? Genau darum geht es im nächsten Kapitel.


Hallo, ich bin der BrandDoctor und helfe Unternehmern, Gründern und Marketingverantwortlichen sowie Marken- und Designagenturen, ihre wichtigen Marken- und Marketingentscheidungen professionell und Erfolg versprechend zu treffen. In diesem Blog für Markenverantwortliche und -entscheider schreibe ich regelmäßig über interessante Themen rund um Marke und Markenstrategie.


Was du aus diesem Beitrag mitnehmen kannst:

👉 Du lernst, was »Meaningless Distinctiveness« ist und wie du diese Strategie für deine Marke nutzen kannst.

👉 Du erfährst, warum Differenzierung – egal ob sinnhaft oder sinnfrei – für jede Marke unverzichtbar ist.

👉 Du bekommst konkrete Tipps, wie du kreative und ungewöhnliche Differenzierungsansätze entwickeln kannst.

👉 Du siehst anhand von Praxisbeispielen, wie starke Marken durch »Meaningless Distinctiveness« im Gedächtnis bleiben.

👉 Du lernst, welche Schritte du gehen kannst, um eine starke Differenzierung für deine Marke zu testen und erfolgreich umzusetzen.

Pinke Druckluft als USP für Fina.

Die berühmte Werbekampagne mit der »pinkfarbenen Druckluft« wurde in den 1960er-Jahren von dem kreativen Werbetexter Howard Luck Gossage für die US-amerikanische Tankstellenkette Fina entwickelt. Diese Kampagne war äußerst originell und zielte darauf ab, Aufmerksamkeit zu erregen und Kunden zu den Tankstellen zu locken.

Gossage bot in seinen Anzeigen »rosa Reifenluft« an, ein völlig fiktives Produkt, das es nur bei Fina geben sollte. Kunden konnten durch das Einreichen eines Coupons eine Probe dieser rosa Luft in Form eines aufblasbaren rosafarbenen Luftballons erhalten. Die Idee war humorvoll und absurd, aber genau das machte sie so erfolgreich und einprägsam. Eine weitere Anzeige zeigte ein riesiges rosa Luft-Schlauchsystem, das angeblich bis zum 12. Mai 1966 alle Fina-Tankstellen mit der pinkfarbenen Luft versorgen sollte.

Zusätzlich veranstaltete Gossage einen Wettbewerb, bei dem 15 Yards pinkfarbener Asphalt verlost wurden. Teilnehmer mussten kreativ begründen, warum sie diesen Asphalt benötigen würden. Der Gewinner war eine Frau aus Tennessee, die argumentierte, dass sie mit einer pinkfarbenen Einfahrt dem Klapperstorch signalisieren wollte, endlich ein Mädchen statt eines weiteren Jungen zu bringen.

Diese Kampagne ist ein Beispiel für Gossages innovative Herangehensweise an Werbung, die oft gegen traditionelle Regeln verstieß und durch Intelligenz und Charme bestach. (Quelle: https://www.spiegel.de/geschichte/werbetexter-gossage-erfinder-pinkfarbener-luft-a-957417.html) ---

Inhalte diese Beitrags:

  1. Rosa Luft – Genial oder völliger Unsinn?

  2. Was ist „Meaningless Distinctiveness“ und warum ist das relevant?

  3. Warum Differenzierung für jede Marke unerlässlich ist

  4. Warum „Meaningless Distinctiveness“ keine Strategie zweiter Wahl ist

  5. Praxisbeispiele für starke „Meaningless Distinctiveness“

  6. Wie kann ich „Meaningless Distinctiveness“ gezielt für meine Marke nutzen?

  7. Fazit: Differenzierung ist Pflicht – egal, ob sinnvoll oder nicht

2. Was ist „Meaningless Distinctiveness“ und warum ist das relevant?

Der Begriff »Meaningless Distinctiveness« wurde von Dr. Byron Sharp in seinem Buch «How Brands Grow: What Marketers Don't Know» geprägt. Dahinter steckt die Idee, dass es bei der Differenzierung einer Marke nicht immer um rational sinnvolle oder funktionale Unterschiede gehen muss. Statt sich auf greifbare Vorteile zu konzentrieren, können Marken auch durch auffällige, absurde oder scheinbar sinnlose Elemente differenziert werden. Es geht darum, einfach anders zu sein, um im Gedächtnis der Kundschaft zu bleiben – unabhängig davon, ob es einen tieferen Nutzen oder Sinn dahinter gibt.

Im Kern geht es bei »Meaningless Distinctiveness« nicht um die Wiedererkennbarkeit einer Marke (wie beim Logo oder bei den Markenfarben), sondern um die Abgrenzung vom Wettbewerb. Während traditionelle Differenzierung oft auf messbaren Vorteilen wie einer besseren Qualität, einem günstigeren Preis oder innovativen Produkten basiert, setzt »Meaningless Distinctiveness« auf emotionale, kreative und oft irrationale Unterschiede.

Zwei Wege der Differenzierung:

1. Meaningful Distinctiveness:

Hierbei handelt es sich um eine Differenzierung, die auf einem konkreten Nutzen basiert. Zum Beispiel:

• Ein Produkt, das schneller ist als alle anderen.

• Ein Preis, der günstiger ist als bei der Konkurrenz.

• Eine Innovation, die echten Mehrwert bringt.

2. Meaningless Distinctiveness:

Diese Form der Differenzierung basiert auf Faktoren, die keinen faktischen Vorteil bieten, aber auffallen. Beispiele:

• Eine verrückte Werbeidee (wie die rosa Luft).

• Eine einzigartige Produktform («Quadratisch. Praktisch. Gut.» von Ritter Sport).

• Eine ikonische Werbefigur, wie die lila Kuh von Milka.

Warum ist das so relevant? Besonders in sogenannten Commodity-Märkten, also Märkten mit weitgehend austauschbaren Produkten, ist es oft schwierig, eine sinnvolle Differenzierung zu schaffen. Produkte wie Mineralöle, Zigaretten, Airline-Flüge oder Grundnahrungsmittel unterscheiden sich objektiv kaum voneinander. In solchen Fällen wird »Meaningless Distinctiveness« zur starken Strategie: Sie sorgt dafür, dass eine Marke im Kopf der Kundschaft hängenbleibt, auch wenn das Produkt selbst kaum einzigartig ist.

Die Idee hinter »Meaningless Destinctiveness« ist einfach: In einer Welt, in der sich im Marketing alles um Botschaften dreht, könnte es sein, dass die Botschaft an sich gar nicht das Entscheidende ist. Viel wichtiger ist, wie du die Botschaft übermittelst und ob klar wird, dass sie zu deiner Marke gehört. Oder anders gesagt: Du musst nicht unbedingt etwas völlig Neues sagen – entscheidend ist, dass du es auf eine andere Art sagst.

Es braucht auch keine tiefere Begründung dafür, warum deine Marke z. B. Magenta ist, während alle anderen blau sind. Der bloße Unterschied, dass du Magenta bist und die anderen nicht, reicht oft aus, um aufzufallen – selbst wenn die Wahl der Farbe keine tiefere Bedeutung hat. Denn wer auffällt, hat eine bessere Chance zu gewinnen. In unserer Welt kann man auch dann erfolgreich sein, wenn das Ganze auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt.

»Meaningless Distinctiveness« ist Differenzierung ohne rationalen Mehrwert, die in Commodity-Märkten oft effektiver sein kann als eine sinnvolle aber bemühte Differenzierung. Denn am Ende zählt, dass die Marke auffällt – egal, ob der Unterschied rational oder emotional begründet ist.

Aber ist »Meaningless Distinctiveness« nur ein Notbehelf für gesättigte Märkte? Im nächsten Kapitel werfen wir einen genaueren Blick auf die Frage, ob diese Strategie genauso wertvoll sein kann wie eine klassische Differenzierung.



3. Warum Differenzierung für jede Marke unerlässlich ist

Wer im Wettbewerb bestehen will, muss sich unterscheiden. Differenzierung ist das zentrale Element jeder erfolgreichen Marke – unabhängig davon, ob sie durch sinnvolle (meaningful) oder sinnfreie (meaningless) Faktoren erreicht wird. Der Grund dafür ist einfach: Marken, die sich nicht abheben, werden als austauschbar wahrgenommen. Diese Beliebigkeit führt dazu, dass Kundinnen und Kunden fast ausschließlich nach einfacher Verfügbarkeit und dem Preis entscheiden. Das ist problematisch, denn Preisführerschaft ist langfristig nur schwer zu verteidigen und drückt die Margen.

Unterschiede, die eine Marke auszeichnen, helfen dabei, die Kundschaft emotional oder rational zu überzeugen. Auf der rationalen Ebene sind das z. B. messbare Produktvorteile wie bessere Qualität, günstigere Preise oder innovativere Lösungen. Auf der emotionalen Ebene geht es darum, bestimmte Gefühle, Erlebnisse oder Werte zu vermitteln, die die Marke einzigartig machen.

Eine starke Differenzierung hilft nicht nur, höhere Preise durchzusetzen, sondern sorgt auch für Loyalität. Menschen neigen dazu, Marken zu bevorzugen, die ihnen etwas bieten, das sie bei der Konkurrenz nicht bekommen – sei es ein besonderes Erlebnis oder einfach ein kreativer Werbeansatz, der im Kopf bleibt.

Wer es verpasst, sich zu differenzieren, läuft Gefahr, im »Einheitsbrei« des Wettbewerbs unterzugehen. Es reicht eben nicht, nur gut zu sein – man muss anders sein, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Differenzierung ist für jede Marke unverzichtbar, weil sie die Basis für Erfolg, höhere Margen und langfristige Kundenbindung bildet. Wer sich nicht abhebt, wird austauschbar und gerät in den Preiskampf.

Aber muss Differenzierung immer auf rationalen Vorteilen basieren? Im nächsten Kapitel erfährst du, warum »Meaningless Distinctiveness« keine Strategie zweiter Wahl ist, sondern eine clevere Möglichkeit, Marken stark zu positionieren.

4. Warum „Meaningless Distinctiveness“ keine Strategie zweiter Wahl ist

Oft wird angenommen, dass eine Differenzierung nur dann sinnvoll ist, wenn sie auf rationalen, messbaren Vorteilen basiert – z. B. durch höhere Qualität, bessere Performance oder einen günstigeren Preis. Doch in vielen Märkten, in denen Produkte objektiv kaum Unterschiede aufweisen, ist »Meaningless Distinctiveness« keine Notlösung, sondern eine clevere und bewusste Strategie.

Gerade in Commodity-Märkten, wie bei Mineralölen, Zigaretten oder Airlines, fällt es schwer, eine faktische Differenzierung zu schaffen. Die Produkte ähneln sich so stark, dass es keine rationalen Argumente gibt, warum Kundinnen und Kunden sich für Marke A statt Marke B entscheiden sollten. Genau hier setzt »Meaningless Distinctiveness« an: Die Marke wird durch kreative, emotionale oder sogar absurde Maßnahmen differenziert, die keinen tieferen Nutzen bieten, aber im Gedächtnis bleiben.

Beispiele:

  • Energie und Mineralöle: Die »Rosa-Luft-Kampagne« von Fina zeigt, wie Differenzierung auch ohne faktischen Mehrwert Aufmerksamkeit erzeugt.

  • Energy-Drinks: Der Claim, »Red Bull verleiht Flügel« spielt auf die belebende Wirkung an, die letztlich aber jeder Energy-Drink verspricht. Die Umsetzung über konsequentes Sponsoring von Extremsportarten, die zunächst nichts mit dem Produkt gemein hat, aber schafft ein emotionales Versprechen, das zum Erfolg des Marktführers beiträgt.

  • Süßwaren: Der Slogan »Haribo macht Kinder froh.« und der Haribo-Bär haben die Marke über Jahrzehnte erfolgreich begleitet, obwohl wohl auch jede andere Süßigkeit in der Lage wäre, Kinder froh zu machen oder einen knuddeligen Bären als Maskottchen aufzubieten.

  • Kreditkarten: Mastercards »Priceless«-Kampagne arbeitet mit interessanten Fotos, die an das Markenlogo (ein orangefarbener und ein gelber Ball / Kreis) erinnern.

 

Die »Priceless«-Kampagne von Mastercard differenziert die Marke über das auffällig platzierte Markenlogo (Abbildung: Mastercard}.

In all diesen Fällen ist die Differenzierung nicht »meaningful“«im klassischen Sinne, aber sie funktioniert, weil sie die Marke klar vom Wettbewerb abgrenzt. Die Strategie wirkt, weil sie emotionale Verbindungen schafft, die über den reinen Produktnutzen hinausgehen.

Der Vorteil von »Meaningless Distinctiveness« liegt darin, dass sie oft flexibler und kreativer einsetzbar ist als eine rationale Differenzierung. Sie ermöglicht es Marken, sich abzuheben, ohne immer wieder neue funktionale Vorteile liefern zu müssen.

»Meaningless Distinctiveness« ist keine zweitklassige Strategie, sondern eine clevere Differenzierungsmethode, die Marken gerade in gesättigten Märkten hilft, relevant und einzigartig zu bleiben. Denn manchmal reicht es, einfach nur anders zu sein, um im Gedächtnis der Kundschaft zu bleiben.

Wie sieht das konkret in der Praxis aus? Im nächsten Kapitel zeigen wir erfolgreiche Beispiele, die belegen, dass »Meaningless Distinctiveness« Marken nachhaltig stärken kann.

5. Praxisbeispiele für starke »Meaningless Distinctiveness«

In der Praxis gibt es viele Marken, die es verstanden haben, sich durch »Meaningless Distinctiveness« erfolgreich vom Wettbewerb abzuheben. Hier einige der bekanntesten Beispiele:

  • Nike Swoosh: Der Nike Swoosh ist eines der bekanntesten Markensymbole der Welt, hat aber keinerlei inhaltlichen Bezug zu den Produkten. Es gibt keine logische Verbindung zwischen dem Haken und Sportschuhen oder Sportbekleidung. Dennoch sorgt der Swoosh dafür, dass Nike überall sofort wiedererkannt wird – ein Paradebeispiel für Differenzierung ohne faktischen Nutzen.

  • McDonald’s: Der Claim »Ich liebe es« sagt nichts über die Qualität, den Geschmack oder den Preis des Essens aus. Er ist ein rein emotionales Versprechen, das keinen objektiven Vorteil bietet. Trotzdem verleiht er der Marke eine positive, lebensfrohe Ausstrahlung, die in den Köpfen bleibt.

  • Red Bull – »Verleiht Flügel«: Der berühmte Slogan von Red Bull suggeriert Energie und Leistungsfähigkeit, obwohl der Drink objektiv betrachtet keine messbar besseren Vorteile als andere Energy Drinks bietet. Dennoch hat sich Red Bull durch diesen Claim erfolgreich von anderen Marken differenziert.

  • Marlboro-Mann: Auch wenn das Beispiel heute weniger aktuell ist, zeigt es doch die Kraft von Meaningless Distinctiveness. Der Marlboro-Mann stand für Freiheit und Abenteuer, obwohl Zigaretten an sich keinerlei objektive Verbindung zu diesen Werten haben. Dennoch hat diese starke Markenwelt Marlboro zur führenden Zigarettenmarke gemacht.

  • George Clooney für Nespresso: Die Wahl von George Clooney als Markenbotschafter hat nichts mit dem Kaffee selbst zu tun. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Hollywood-Star und der Produktqualität. Dennoch verleiht Clooney der Marke ein Gefühl von Luxus und Exklusivität, das sie von anderen Kaffeemarken abhebt.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Differenzierung nicht immer rational oder faktisch begründet sein muss. Oft reicht es, eine starke emotionale Verbindung oder eine kreative Idee zu schaffen, die die Marke einzigartig macht.

»Meaningless Distinctiveness« schafft Differenzierung, ohne dass es einen messbaren Vorteil gibt. Diese Strategie ist oft genauso wirksam wie faktische Differenzierung – manchmal sogar noch erfolgreicher.

Wie aber lässt sich eine starke »Meaningless Distinctiveness« gezielt für die eigene Marke entwickeln? Im nächsten Kapitel geben wir konkrete Tipps, wie man diese Strategie im eigenen Unternehmen umsetzen kann. 😊



6. Wie kann ich „Meaningless Distinctiveness“ gezielt für meine Marke nutzen?

Nicht jede Marke braucht eine rationale Differenzierung. Besonders in Commodity-Märkten – also Märkten, in denen sich die Produkte naturgemäß kaum voneinander unterscheiden – kann »Meaningless Distinctiveness« eine kluge und wirkungsvolle Strategie sein. Doch wie findet man eine kreative, passende, sinnfreie Differenzierung? Hier sind konkrete Schritte, um herauszufinden, ob und wie du »Meaningless Distinctiveness« für deine Marke nutzen kannst:

Schritt 1: Prüfen, ob eine rationale Differenzierung möglich ist

• Frage dich: Gibt es einen objektiven Vorteil, den mein Produkt oder meine Dienstleistung gegenüber dem Wettbewerb hat (z. B. bessere Qualität, innovativere Lösung, günstigerer Preis, größere Haltbarkeit etc.)?

• Falls du keine faktische Differenzierung findest, könnte „Meaningless Distinctiveness“ der nächste sinnvolle Schritt sein.

Schritt 2: Die Wettbewerbslandschaft analysieren

• Schaue dir deine Mitbewerber genau an: Welche Claims, Symbole, Farben oder Slogans nutzen sie?

• Achte darauf, was im Markt bereits besetzt ist und was sich emotional oder kreativ abheben könnte.

Schritt 3: Eine kreative Differenzierungsidee entwickeln

  • Brainstorme ungewöhnliche, emotionale oder absurde Ideen, die keinen direkten Produktnutzen bieten, aber auffallen.

  • Eine ungewöhnliche Farbe (z. B. das Magenta der Telekom)

  • Ein sympathisches Maskottchen (z. B. die lila Milka-Kuh, der knuddelige »Dough Boy« von Pillsbury oder das Michelin-Männchen)

  • Ein einprägsames Symbol (z. B. der Nike-Swoosh)

  • Eine ungewöhnliche Verpackung (z. B. die runde Dose von Scho-Ka-Kola)

  • Ein unerwarteter Claim (z. B. »Ich liebe es.«)

  • Eine humorvolle oder absurde Werbekampagne (z. B. die Rosa-Luft-Kampagne)

Scho-Ka-Kola hebt sich schon durch die runde Form und die praktische Verpackung in einer runden Aludose vom Rest des Schokoladenangebots ab. (Abbildung: idealo.de)

 

Schritt 4: Die emotionale Wirkung testen

  • Teste deine Idee intern und extern: Welche Assoziationen löst sie bei der Zielgruppe aus?

  • Achte darauf, ob die Idee positive Emotionen weckt und im Gedächtnis bleibt.


Schritt 5: Konsistenz und Mut zur Andersartigkeit

  • Stehe konsequent zu deiner gewählten »Meaningless Distinctiveness« und setze sie in allen Marketingmaßnahmen um.

  • Habe den Mut, anders zu sein, und vermeide es, deine Differenzierungsidee zu verwässern.

    Schritt 6: Erfolgsmessung

  • Beobachte die Reaktionen und die Markenwahrnehmung deiner Zielgruppe: Hat sich die Bekanntheit oder die Differenzierung deiner Marke verbessert?

  • Nutze Kennzahlen wie Markenbekanntheit, Image und Umsatz, um den Erfolg deiner Strategie zu bewerten.


In Commodity-Märkten, in denen sich keine faktische Differenzierung finden lässt, kann »Meaningless Distinctiveness« eine wirkungsvolle Alternative sein. Es geht darum, kreativ, mutig und konsequent anders zu sein, um die Marke aus dem Einheitsbrei hervorzuheben.

Aber welche Herausforderungen bringt diese Strategie mit sich? Im nächsten Kapitel schauen wir uns an, worauf du achten solltest, damit »Meaningless Distinctiveness« nicht nach hinten losgeht.

7. Fazit: Differenzierung ist Pflicht – egal, ob sinnvoll oder nicht

Am Ende zählt im Marketing primär eines: Anders sein. Die besten Marken setzen nicht nur auf Qualität oder Preis, sondern schaffen es, sich klar vom Wettbewerb abzuheben – sei es durch rationale Vorteile oder kreative Ideen ohne tieferen Nutzen.

Es gibt keine Entschuldigung dafür, sich nicht zu differenzieren. Wer es verpasst, sich bewusst abzugrenzen, wird austauschbar und verschwindet im Einheitsbrei der Konkurrenz. Ob die Differenzierung nun »meaningful« oder »meaningless« ist, spielt oft keine Rolle. Entscheidend ist, dass sie wirkt und dafür sorgt, dass die Marke in den Köpfen bleibt.

Marken, die auf Differenzierung setzen, schaffen langfristig mehr Wert, sind weniger abhängig vom Preiskampf und bauen stärkere Kundenbindungen auf. Denn eine Marke, die anders ist, bleibt relevant – egal, wie stark der Wettbewerb ist.

Ihr wollt eine Marke, die nicht im Einheitsbrei untergeht? Dann wisst ihr ja, wo ihr mich findet. 😊

Differenzierung ist unverzichtbar, um als Marke langfristig erfolgreich zu sein. Dabei zählt nicht nur der faktische Vorteil, sondern oft auch die kreative Idee, die im Kopf bleibt.

Jetzt seid ihr an der Reihe: Prüft, ob eure Marke sich schon ausreichend vom Wettbewerb abhebt – und wenn nicht, ist es Zeit, kreativ zu werden!


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Über den Autor: Andreas Wiehrdt entwickelt und revitalisiert Marken seit über 20 Jahren. Allein, als Markenstrategieberater oder im Team mit erfahrenen Spezialisten aus seinem Kompetenznetzwerk.

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