Ziele S.M.A.R.T. zu formulieren kann so dämlich einfach sein!

Photo: Adobe Stock
München, den 04.05.2021
Autor: Andreas Wiehrdt

Nichts gefährdet den Erfolg (zum Beispiel von Projekten) mehr als unklar formulierte oder falsch gesetzte Ziele. Nichts ist frustrierender, als eventuell monatelang auf ein Ziel hinzuarbeiten, nur um dann festzustellen, dass der Chef eigentlich ein ganz anderes Ziel im Kopf hatte. »Wir müssen unseren Absatz verdoppeln!« Verdoppeln, worauf bezogen? Bis wann? In welcher Region? Zu welchem Preis? Mit wessen Hilfe? Und warum überhaupt?

Unklar formulierte Ziele führen zu Missverständnissen, falschen Strategien, Ressourcenverschwendung und letztlich zu einer Menge Frust auf allen Seiten.

Allzu oft werden Ziele in Unternehmen schlampig formuliert. Tatsächlich weiß laut einer (zugegebenermaßen nicht ganz frischen) Gallup-Umfrage etwa die Hälfte aller Mitarbeiter nicht, was von ihnen eigentlich genau erwartet wird. Dort sind die Mitarbeiter frustriert, verwirrt und wenig engagiert. Sie sind dazu verdammt, das Management zu enttäuschen, da sie keine klare Vorstellung davon haben, welche Ziele sie erreichen sollen - oder wie sie vorgehen sollen, um diese zu erreichen.

Und hier kommt die wunderbare S.M.A.R.T.-Formel ins Spiel. Diese Formel gibt jeder Organisation eine einfache und praktikable Möglichkeit, intelligente Ziele zu formulieren. Mithilfe von S.M.A.R.T.-Zielen sprechen Führungskräfte und Mitarbeiter plötzlich die gleiche Sprache, alle Beteiligten ziehen am selben Strang und erhöhen so die Produktivität und die Wahrscheinlichkeit, gesetzte Ziele auch wirklich zu erreichen.

In diesem Beitrag werde ich die S.M.A.R.T.-Formel, als verblüffend einfaches und praktikables Werkzeug zu smarteren Zielen vorstellen und erläutern, warum ich überzeugt davon bin, dass jeder und jedes Unternehmen von S.M.A.R.T. formulierten Zielen profitieren kann.

Was genau verstehe ich unter smarten Zielen?
In Abgrenzung zu unklaren, schwammigen, unerreichbaren, unrealistischen, demotivierenden Zielen erfüllen S.M.A.R.T. formulierte Ziele folgende fünf Anforderungen: Sie sind ...

• spezifisch
  Spezifisch meint fokussiert und präzise, also unmissverständlich formuliert.

• messbar
  Messbar meint, dass es eine ganz genaue Vorstellung darüber gibt, wann das Ziel erreicht ist und wann nicht und dass dieses Ziel möglichst an eine objektive, messbare Größe gekoppelt ist. Peter Drucker hat einmal geschrieben »What gets measured, gets managed.«

• ausführbar (attraktiv/ambitioniert)
  Ausführbar bedeutet, dass das Ziel zwar durchaus ambitioniert und herausfordernd formuliert sein kann, aber realistisch, also erreichbar sein muss.

• relevant
  Relevant meint, dass das formulierte Ziel wichtig genug sein, sinnvoll und die Mühe wert sein muss.

• terminiert
  Jedes smarte Ziel braucht ein konkretes Enddatum, an dem entscheiden werden kann, ob es erreicht wurde oder eben nicht. Terminierung hilft, sich zu disziplinieren und zu fokussieren.

Die ganz smarten unter meinen Lesern werden es schon erkannt haben, die Anfangsbuchstaben der fünf Kriterien bilden das Akronym S.M.A.R.T. So lassen sich die fünf Kriterien leichter merken.

Erfunden haben soll die S.M.A.R.T.-Formel zur Zielformulierung übrigens wohl der Direktor Unternehmensplanung für die Washingtoner Water Power Company George T. Doran und in dem Artikel »There’s a S.M.A.R.T. way to write management goals and objectives.« bereits 1981 erstmals veröffentlicht haben (Doran, G. T. (1981). "There's a S.M.A.R.T. way to write management's goals and objectives". Management Review. 70(11): 35–36.) . Andere schreiben die Idee dem bekannten und bereits oben zitierten Managementforscher und Unternehmensberater Peter Drucker zu.

Welche Vorteile haben S.M.A.R.T. formulierte Ziele?

• Missverständnisse eliminieren
  Einer der häufigsten Gründe für den Misserfolg von Projekten oder dem Verfehlen von Zielen sind Missverständnisse oder Missinterpretation von ungenau formulierten oder schlecht artikulierten Zielen. Die S.M.A.R.T.-Formel hilft, solche Missverständnisse von vornherein zu eliminieren und Einvernehmen zwischen den Verantwortlichen herzustellen.

• Wichtige von unwichtigen Zielen unterscheiden
  Spätestens bei der kritischen Prüfung eines Ziels auf seine Relevanz hin wird man bewerten müssen, welchen Beitrag die Erreichung einer bestimmten Zielsetzung zur Erfüllung der großen Vision des Unternehmens leistet. So können relativ wichtige Ziele von relativ unwichtigen Zielen unterschieden und Projekte entsprechend priorisiert werden.

• Zielformulierung provoziert Lösungsideen
  Schon die Auseinandersetzung mit der Zielformulierung allein regt an, über Strategien und Lösungen nachzudenken. Das menschliche Gehirn kann gar nicht anders, als noch bei der Zielformulierung schon in den Lösungsmodus zu gehen.

• Visualisierung hilft,Ziele besser zu erreichen.
  Ihr kennt das aus der Sportpsychologie, Leistungssportler werden darauf trainiert, sich vor dem Wettkampf möglichst konkret vorzustellen, wie es sein wird, als Sieger aus dem Wettkampf hervorgegangen zu sein. Neurolinguistische Programmierung (NLP) unterstützt erwiesenermaßen die Erreichung gesetzter Ziele. Je präziser und erlebbarer ein in der Zukunft formuliertes Ziel ist, umso motivierter das Team und umso leichter die Zielerreichung.

• Austausch schafft Klarheit
  Sofern Ziele von einem Gremium erarbeitet und formuliert werden, schafft die Auseinandersetzung in der Gruppe anhand der S.M.A.R.T.-Formel Klarheit und ein gemeinsam getragenes Verständnis der Ziele.

• Strategischer Fokus.
  Wer sein Unternehmen nach S.M.A.R.T. formulierten Zielen führt lenkt die Aufmerksamkeit der Handelnden und wichtige Ressourcen auf die strategisch wichtigen Projekte.

• Projektfortschritt messbar machen
  Wer mit S.M.A.R.T. formulierten Zielen arbeitet, ermöglicht es noch auf dem Weg zu Zielerreichung den Projektfortschritt zu erfassen und ggfs. rechtzeitig nachjustieren zu können.

Wie könnt ihr eure Ziele künftig S.M.A.R.T. formulieren?
Meine Erfahrung: Mit ein wenig Übung und der S.M.A.R.T.-Formel immer vor Augen gelingt es relativ schnell, Ziele künftig S.M.A.R.T. zu formulieren. Ziele, die die 5 Kriterien nicht erfüllen, sollten an den Autor der Zielsetzung zurückgegeben werden, verbunden mit der Bitte die S.M.A.R.T.-Formel künftig konsequent anzuwenden.

Ich habe über die Jahre auch festgestellt, dass Ziele die bereits einen gewünschten künftigen Zustand so beschreiben, als wäre er bereits erreicht, klarer und motivierender wirken. »Interessierte Neukunden sind in der Lage sich in weniger als 3 Minuten auf unserer Website zu registrieren.«, statt: »Die Anmeldung von Neukunden muss schneller gehen!«

Vom schwammig zum S.M.A.R.T formulierten Ziel.
Hier ein paar Beispiele aus meinem Berateralltag, die demonstrieren sollen, wie aus einem schwammigen ein S.M.A.R.T.-formuliertes Ziel wird.

• Unternehmensziel mittelständisches Unternehmen
  Vorher: »Verdoppelung des Umsatzes in 10 Jahren.«
  S.M.A.R.T.: »Der weltweite Umsatz des Unternehmens über alle Produktbereiche hinweg liegt am Ende des Geschäftsjahres 2030/2031 bei mindestens 100 Millionen Euro und macht uns damit zum Weltmarktführer in unserer Produktkategorie.«

• Projektziel Start-up
  Vorher: »Der aktuelle Onlineregistrierungsprozess muss einfacher werden.«
  S.M.A.R.T.: »Spätestens Ende Juni wird jeder Neukunde in der Lage sein, sich in weniger als drei Minuten und unter Nutzung von maximal drei Screens bei uns neu zu registrieren.«

• Kommunikationsziel B2C-Marke
  Vorher: »Schaffen von Awareness für die neue Grifftechnologie.«
  S.M.A.R.T.: »Zu Beginn der Saison im Oktober sollen mindestens 33 % der Kernzielgruppe angeben, von der neuen Technologie gehört zu haben, mindestens 20 % sollten in der Lage sein, die neue Technologie korrekt zu benennen (gestützt.)

Zusammengefasst:

• S.M.A.R.T. formulierte Ziele treiben uns an und erinnern uns kontinuierlich an das, was wir erreichen wollen. Sie helfen uns, Prioritäten klarer zu setzen, uns besser zu fokussieren und geben uns Kraft weiterzumachen, selbst wenn die Motivation mal gerade gering ausfällt.

• S.M.A.R.T. formulierte Ziele helfen alle Ressourcen optimal auf die Zielerreichung zu bündeln und erzeugen positives Feedback und das Gefühl von Zufriedenheit Belohnung ist das Ziel erst einmal erreicht.

• Selbst wenn S.M.A.R.T. formulierte Ziele einmal nicht erreicht wurden, helfen sie doch dabei, Fehler zu identifizieren, daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

• S.M.A.R.T. ist ein großartiges Tool für klare und vereinfachte Ziele und eignet sich besonders gut, wenn ihr nach einem minimalistischen, geradlinigen Ansatz zur Formulierung von Zielen sucht.

Als BrandDoctor arbeite ich mit meinen Auftraggebern auch häufig an den Zielen unseres gemeinsamen Projekts oder denen des Unternehmens, zum Beispiel im Rahmen des Unternehmensleitbildes (verlinken). In einem halbtägigen S.M.A.R.T.-Workshop trainiere ich Führungskräfte im Unternehmen darauf, künftig Ziele S.M.A.R.T. zu formulieren. Bei Interesse freue ich mich über eure Kontaktaufnahme.

Selbst wenn gelernt hat, Ziele S.M.A.R.T. zu formulieren (spezifisch, messbar, ambitioniert aber realistisch und terminiert) ist das leider noch keine Garantie, seine Ziele auch sicher erreichen zu können. Manchmal hat man einfach die falschen Ziele. In meinem Beitrag »7 Fehler beim Zielesetzen« möchte ich 7 der heimtückischsten Fehler nennen, die Menschen machen, wenn sie (sich) Ziele setzen und aufzeigen, wie sich diese Fehler leicht vermeiden lassen.

Der BrandDoctor hilft bei wichtigen Markenentscheidungen mit Tragweite.
Als BrandDoctor helfe ich Unternehmern, Gründern und Marketingverantwortlichen sowie Marken- und Designagenturen dabei, ihre wichtigen Marken- und Marketingentscheidungen professionell und Erfolg versprechend zu treffen. Mit innovativen Tools unterstütze ich sie, das wichtige strategische Fundament dafür zu legen, mit ihren Marken nachhaltig erfolgreich am Markt zu agieren.

Über den Autor: Andreas Wiehrdt entwickelt und revitalisiert Marken seit über 20 Jahren. Alleine, als Markenstrategieberater oder im Team mit erfahrenen Spezialisten aus seinem Kompetenznetzwerk.