Mit fremden Federn schmücken: Wie du dein Angebot mit der richtigen Ingredient Brand unwiderstehlich machst.

Autor: Andreas Wiehrdt
München, den 13.12.2024
Titelbild: DALL-E

Voraussichtliche Lesedauer: ca. 18 Minuten


Vor einiger Zeit saß ich mit einem Auftraggeber in einem Video-Meeting, dem Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, das hochwertige Haushaltsgeräte produziert. Er war sichtlich stolz auf die Qualität seiner Produkte, aber auch frustriert. »Unsere Geräte sind technisch spitze«, sagte er. »aber die Konkurrenz verkauft mehr – obwohl ihre Produkte objektiv schlechter sind. Was machen wir falsch?«

Wir tauchten tiefer in die Analyse ein und entdeckten schnell einen entscheidenden Punkt: Die Konkurrenz hatte eine Zutat, die ihnen einen klaren Vorteil verschaffte. Sie nutzte eine bekannte Ingredient Brand für ihre Keramikbeschichtungen – ein Name, der Vertrauen ausstrahlte und die Kundinnen und Kunden sofort an Qualität denken ließ. Mein Kunde dagegen verwendete eine anonyme, wenngleich ebenfalls hochwertige Beschichtung, die jedoch niemand kannte.

»Warum sollten wir für etwas werben, das nicht von uns kommt?« fragte er skeptisch. Ich antwortete: »Weil genau das ihren Kundinnen und Kunden zeigt, dass ihr Produkt das Beste aus zwei Welten vereint. Ihre Marke bringt die Innovation und die Funktionalität – und die Ingredient Brand liefert den Beweis, dass ihr keine Kompromisse bei Qualität macht.«

Ich half ihm, eine bekannte Ingredient Brand in seine Produktlinie zu integrieren und eine neue Kommunikationsstrategie aufzubauen. Schon nach wenigen Monaten stiegen die Verkaufszahlen – und die Marke meines Auftraggebers schien von einem neuen Vertrauensbonus durch die Ingredient Brand zu profitieren.

  • Vielleicht stehst du mit deiner Marke gerade vor einer ähnlichen Entscheidung. Der folgende Beitrag hilft dir herauszufinden, ob eine Ingredient Brand der richtige Schritt für dein Angebot ist – und wie du sie erfolgreich integrierst.

  • Ich erkläre hier ausführlich, wie das System Ingredient Branding funktioniert, kläre die Begriffe und zeige dir, wie die Schlüsselrollen bei einer Ingredient-Branding-Strategie zusammenarbeiten.

  • Ich erörtere die wichtigsten Chancen, aber auch die potenziellen Risiken einer Ingredient-Branding-Strategie und zeige Strategien, diese Risiken zu minimieren.

  • Ich helfe dir hier auch bei der Entscheidungsfindung, ob eine Ingredient Brand zu deinem Angebot passt und biete dir eine Checkliste, mit deren Hilfe du rasch prüfen kannst, ob dein Angebot von einer Ingredient Brand profitieren könnte.

Klingt das interessant? Dann hol dir einen Kaffee oder Tee, wir legen los.


Hallo, ich bin der BrandDoctor und helfe Unternehmern, Gründern und Marketingverantwortlichen sowie Marken- und Designagenturen, ihre wichtigen Marken- und Marketingentscheidungen professionell und Erfolg versprechend zu treffen. In diesem Blog für Markenverantwortliche und -entscheider schreibe ich regelmäßig über interessante Themen rund um Marke und Markenstrategie.


Inhalte:

1. Einleitung: Mit Ingredient Brands zum Premium-Angebot.

2. Begriffserklärung: Die Schlüsselrollen im Ingredient Branding.

3. Vorteile: Wie deine Marke von einer Ingredient Brand profitiert.

4. Risiken: Was du bei der Integration einer Ingredient Brand bedenken solltest.

5. Entscheidungsfindung: Passt eine Ingredient Brand zu deinem Angebot?

6. Erfolgreiche Integration: So setzt du auf die richtige Ingredient Brand.

7. Fazit: Der Weg zu mehr Attraktivität und Differenzierung.




1. Einleitung: Mit einer Ingredient Brand zum Premium-Angebot.

Du kennst das vielleicht: Dein Produkt oder Service ist hochwertig, durchdacht und bringt echten Nutzen. Aber der entscheidende Funke beim Kunden will nicht überspringen. Einer der Gründe könnte sein, dass deine Marke nicht alle relevanten Qualitäts- und Vertrauenssignale aussendet, die deine Kundinnen und Kunden benötigen, um zuzuschlagen. Hier kommen Ingredient Brands ins Spiel – starke Marken, die als integraler Bestandteil deiner Produkte das wahrgenommene Qualitätsniveau und die Attraktivität deiner Angebote steigern können.

Warum solltest du dich also mit Ingredient Brands beschäftigen? Ganz einfach: Kunden vertrauen bekannten Marken. Sie verbinden damit nicht nur Qualität, sondern auch Sicherheit und Zuverlässigkeit. Wenn dein Produkt Komponenten enthält, die bereits ein starkes Markenversprechen mitbringen, profitiert deine Marke automatisch von diesem Vertrauensvorschuss. Plötzlich wird dein Angebot in einem neuen Licht wahrgenommen – und das kann den entscheidenden Unterschied im Wettbewerb ausmachen.

Dieser Beitrag zeigt dir, wie du als Hersteller von Markenprodukten bekannte Ingredient Brands gezielt in dein Angebot integrieren kannst. Dabei werfen wir einen kritischen Blick auf die Chancen und Risiken einer solchen Strategie und geben dir praktische Tipps, wie du sie erfolgreich umsetzt. Das Ziel: Deiner Marke die zusätzliche Strahlkraft zu verleihen, die sie verdient.

Falls du als Zulieferer darüber nachdenkst, aus deiner bisher anonymen Komponente eine eigene Ingredient Brand zu entwickeln, empfehle ich dir meinen Beitrag »Ingredient Branding: So steigst du auf, vom austauschbaren Lieferanten zum unverzichtbaren Markenpartner.« hier im Blog.

 

Das Chart zeigt, wie die einzelnen Partner in einem Ingredient-Brand-System zusammenarbeiten und welche Rollen sie einnehmen (Abbildung: BrandDoctor).

 
 

2. Begriffserklärung: Die Schlüsselrollen im Ingredient Branding.

Wer eine Ingredient Brand in sein Angebot integrieren möchte muss wissen, welche Rollen in der Wertschöpfungskette zusammenspielen und was sie unterscheidet. Die klare Abgrenzung zwischen Lieferanten, OEMs und TBMs ist entscheidend – sie stellt sicher, dass jede Rolle optimal von den anderen profitieren kann. Schauen wir uns die Schlüsselbegriffe und ihr Zusammenspiel genauer an.

2.1. OEM (Original Equipment Manufacturer)
In einer Ingredient-Branding-Strategie ist der OEM, also der »Original Equipment Manufacturer« oder »Erstausrüster«, derjenige, der eine oder mehrere Komponenten liefert, die später im Endprodukt eines Markenherstellers stecken. Beispiele dafür sind Zutaten wie der Qualitätsreißverschluss von YKK, Gore-Tex-Membranen oder die (inzwischen in Misskredit geratene) Antihaftbeschichtung Teflon von DuPont. Es können auch Wirkstoffe wie Ibuprofen in Medikamenten sein, Software wie Microsoft Windows in Dell-Computern oder ergänzende Dienstleistungen wie die Reiserücktrittsversicherung der Allianz Travel in einem Pauschalreiseangebot von TUI.

Ein OEM bringt seine »Zutaten« nicht selbst auf den Markt, sondern bleibt als Qualitätsgarant im Hintergrund und überlässt dem Markenhersteller die Vermarktung. Die Ingredient Brand selbst wird vom OEM gepflegt und bleibt sein Eigentum – was auch heißt, dass er die Kontrolle über Qualität und Image behält.


2.2. TBM (Target Brand Manufacturer).
Der TBM, oder »Target Brand Manufacturer«, ist der Markenhersteller, der eine oder mehrere Ingredient Brands in seinen eigenen Produkten als qualitativ hochwertige Zutat einsetzt. Oft auch als »Trägermarke« oder »Host Brand« bezeichnet, bringt er das finale Endprodukt auf den Markt. Durch die Nutzung einer bekannten Ingredient Brand kann sich der TBM von der Konkurrenz abheben, indem er das Vertrauen und die Qualität, die die Ingredient Brand verkörpert, auf seine eigenen Endprodukte überträgt. Intel Inside ist ein bekanntes Beispiel: Der TBM (z. B. Dell) baut die Prozessoren von Intel ein und kommuniziert deren Qualität, um sein Endprodukt attraktiver zu machen.


2.3. Lieferant
Ein Lieferant stellt einzelne Zutaten, Technologien oder Komponenten her, die Markenhersteller für ihre Produkte benötigen, bleibt aber gegenüber den Endkundinnen und Endkunden meist im Hintergrund. Er ist quasi der »unsichtbare Held«, der hochwertige Rohmaterialien, ausgefeilte Komponenten, Wirkstoffe oder ergänzende Dienstleistungen bereitstellt, die das Endprodukt erst möglich machen. Der entscheidende Unterschied zu einem OEM mit eigener Ingredient Brand: Während der typische Lieferant leicht ersetzbar ist, kann sich ein Ingredient Brand-Lieferant durch eine starke Markenpräsenz und Qualitätsreputation bei Endkunden einen festen Platz in der Wertschöpfungskette sichern und zum wertvollen, langfristigen Partner des TBM werden.


2.4. Ingredient Brand
Die Ingredient Brand ist in der Regel eine Marke für einen Bestandteil oder eine Komponente, die im Endprodukt verwendet wird, aber meist nicht separat im Handel erhältlich ist. Sie macht die Leistung oder Qualität dieser Komponente für den Endkunden sichtbar und hebt das Endprodukt damit im Markt hervor. Die Ingredient Brand ist oft deutlich sichtbar auf dem Endprodukt platziert oder wird im Marketing aktiv kommuniziert. Durch die Ingredient Brand entsteht eine Form der Markenallianz zwischen dem Endprodukthersteller (TBM) und dem Zulieferer (OEM). Beispiele sind »Intel Inside« für Prozessoren, Gore-Tex für wetterfeste Funktionskleidung oder NutraSweet als Süßstoff in Lebensmitteln.

Zusammengefasst ist die Ingredient Brand eine Strategie, bei der eine Komponente oder Zutat gezielt als eigene Marke positioniert wird, um den Wert des Endprodukts zu steigern und Kaufentscheidungen zu beeinflussen.

Das Zusammenspiel der Rollen in der Wertschöpfungskette

Diese Rollen greifen wie Zahnräder ineinander: Der TBM profitiert von der hohen Reputation und Innovationskraft der Ingredient Brand und kann seine Produkte dadurch aufwerten und differenzieren. Der OEM sichert sich durch die starke Positionierung seiner Marke in der Lieferkette einen festen Platz und profitiert von der Loyalität und Wertschätzung des TBM. Das Ergebnis? Alle Beteiligten profitieren durch die gemeinsame Wertschöpfung und eine Win-win-Situation entsteht.

 
 
 

3. Vorteile: Wie deine Marke von einer Ingredient Brand profitiert.

Der Einsatz einer Ingredient Brand kann für deine Marke ein echter Gamechanger sein. Hier sind die drei wichtigsten Vorteile, die du dir mit einer solchen Strategie sichern kannst:

1. Differenzierung: Dein Produkt sticht heraus

In gesättigten Märkten fällt es oft schwer, sich vom Wettbewerb abzuheben. Eine bekannte Ingredient Brand gibt dir die Möglichkeit, genau das zu schaffen. Stell dir vor, du verwendest eine renommierte Ingredient Brand wie Gore-Tex, Dolby oder Tetra Pak in deinem Produkt. Sofort wird klar: Dein Angebot ist nicht irgendein Produkt, sondern eines, das auf Qualität und Innovation setzt. Dieses Signal kann den entscheidenden Kaufimpuls auslösen – besonders bei anspruchsvollen Zielgruppen, die bewusst auf bekannte Qualitätsmarken achten.

Ein Beispiel: Der Fahrradhersteller Canyon setzt bei einigen seiner hochwertigen Modelle auf Shimano-Komponenten, wie Bremsen und Schaltungen. Für Kundinnen und Kunden, die sich mit Fahrrädern auskennen, ist Shimano ein Garant für Spitzenqualität und Langlebigkeit. Canyon hebt sich so nicht nur durch das eigene Design, sondern auch durch die Wahl einer erstklassigen Ingredient Brand im Bereich der Technik deutlich vom Wettbewerb ab.

2. Wahrgenommene Qualität: Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufbauen

Kunden entscheiden oft nicht nur rational, sondern auch emotional. Ingredient Brands wirken hier wie ein Qualitätssiegel. Wenn Kunden eine vertrauenswürdige Marke auf deinem Produkt entdecken, übertragen sie deren positiven Ruf automatisch auf deine Marke. Intel Inside ist ein Paradebeispiel: Verbraucher assoziieren die Marke mit Leistung und Zuverlässigkeit, was PCs, die diesen Prozessor enthalten, zu einer bevorzugten Wahl macht. Für deine Marke bedeutet das: Mehr Glaubwürdigkeit und ein höheres Vertrauen – selbst bei Neukundinnen und Neukunden.

3. Kundenbindung: Ein besseres Erlebnis, das bleibt

Eine starke Ingredient Brand kann das Kundenerlebnis aufwerten und langfristig für eine engere Bindung sorgen. Wenn deine Produkte durch die Integration einer bekannten Marke spürbar besser, langlebiger oder angenehmer werden, werden Kunden dies nicht nur schätzen, sondern auch deiner Marke zugutehalten.

Ein weiteres Beispiel: Einige Smartphone-Hersteller setzen bei ihren Kameras auf Zeiss-Objektive. Für Endkunden, die Wert auf hochwertige Fotografie legen, ist dies ein klarer Kaufanreiz. Gleichzeitig verbinden sie die Marke des Smartphones mit den positiven Erfahrungen, die sie durch die Zeiss-Technologie gemacht haben. Diese Kombination aus Qualität und Vertrauen sorgt für eine langfristige Bindung – und für ein gesteigertes Markenimage des Smartphone-Herstellers.

Mit einer Ingredient Brand kannst du also nicht nur das Image deiner Marke aufwerten, sondern auch den langfristigen Erfolg sichern. Der Schlüssel liegt darin, die richtige Partner-Marke auszuwählen und sie geschickt in deine Produktstrategie zu integrieren.


4. Risiken: Was du bei der Integration einer Ingredient Brand bedenken solltest.

So attraktiv Ingredient Brands für dein Angebot auch sein mögen, sie kommen nicht ohne Herausforderungen. Um den maximalen Nutzen zu erzielen und unangenehme Überraschungen zu vermeiden, solltest du die folgenden Risiken genau abwägen:

4.1. Höhere Kosten: Qualität hat ihren Preis

Eine Ingredient Brand bringt nicht nur Vorteile, sondern auch zusätzliche Kosten mit sich. Lizenzgebühren, Marketingbeiträge und die Integration der Marke in deine eigene Kommunikation können dein Budget belasten. Überdies sind Komponenten oder Technologien von bekannten Marken häufig teurer als anonyme Alternativen.

Ein Beispiel: Wenn ein Outdoor-Ausrüster auf Gore-Tex oder Sympatex setzt, zahlt er nicht nur für die verwendete Technologie, sondern oft auch für das Recht, den Namen und das Logo der Ingredient Brand auf seinen Produkten zu nutzen. Solche Investitionen lohnen sich vor allem dann, wenn die Zielgruppe bereit ist, den damit verbundenen Mehrpreis zu akzeptieren.

4.2. Markenkonflikte: Deine Marke im Schatten der Ingredient Brand

Ein häufiger Stolperstein ist die Gefahr, dass die Ingredient Brand in der Wahrnehmung der Kunden zu stark dominiert. Wenn die Aufmerksamkeit vollständig auf die Ingredient Brand gelenkt wird, bleibt deine eigene Marke unterrepräsentiert – und das schwächt deine Position im Markt.

Ein klassisches Beispiel: Manche Laptop-Hersteller werben so prominent mit «Intel Inside», dass ihre eigene Marke fast in den Hintergrund tritt. Das Risiko dabei: Kunden erinnern sich zwar an Intel, nicht aber unbedingt an den Laptop-Hersteller. Dieses Ungleichgewicht kann langfristig die eigene Markenbindung gefährden.

4.3. Abhängigkeit: Weniger Flexibilität für deine Marke

Mit der Entscheidung für eine Ingredient Brand gehst du eine enge und langfristige Partnerschaft ein – und diese kann dich in bestimmten Bereichen einschränken. Du wirst möglicherweise abhängig von einem einzigen OEM oder einer spezifischen Technologie. Das kann problematisch werden, wenn sich die Partnerschaft verändert, der OEM Lieferschwierigkeiten hat oder die Ingredient Brand ihre Bedingungen anpasst.

Ein Beispiel: Wenn ein Lebensmittelhersteller auf eine exklusive Zutat einer Ingredient Brand setzt, wie etwa den Süßstoff NutraSweet, kann er bei Produktionsengpässen oder Preiserhöhungen schnell in Schwierigkeiten geraten. Ebenso könnte der Wechsel zu einem alternativen Lieferanten schwierig sein, da Kunden bereits eine bestimmte Qualität und Erfahrung erwarten.

4.4. Abnehmende Marketinginvestitionen der Ingredient Brand

Eine starke Ingredient Brand lebt nicht nur von der Qualität der Komponente, sondern auch von der kontinuierlichen Pflege und Kommunikation durch ihren Inhaber. Sollte der Inhaber der Ingredient Brand jedoch seine Marketingaktivitäten reduzieren oder die Marke nicht mehr aktiv bewerben, verliert sie an Aktualität, Relevanz und Bedeutung. Für dein Angebot bedeutet das, dass ein entscheidendes Verkaufsargument geschwächt wird.

Ein Beispiel: Wenn ein Fahrradhersteller auf Federgabeln einer renommierten Ingredient Brand setzt, diese jedoch ihre Investitionen in Werbung und Innovation stark zurückfährt, wird der Glanz dieser Marke allmählich verblassen – und damit auch der Wert, den sie deinem Produkt verleiht.

4.5. Imageprobleme der Ingredient Brand

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass das Image der Ingredient Brand durch Qualitätsprobleme, Skandale oder schlechte Presse Schaden nimmt. Da die Marke eng mit deinem Produkt verbunden ist, könnten diese negativen Assoziationen auch auf deine Marke abstrahlen – selbst wenn dein Produkt überhaupt keine Probleme aufweist.

Ein Beispiel: Wenn eine beliebte Marke von Sicherheitssoftware in einen Datenschutzskandal verwickelt wird, können Hersteller von Laptops, die diese Software integriert haben, ebenfalls Vertrauen bei ihren Kunden verlieren. Negative Schlagzeilen können so schnell die gesamte Wertschöpfungskette treffen.

Wie du Risiken minimierst

Die Integration einer Ingredient Brand ist ein strategischer Schritt, der gut durchdacht sein muss. Prüfe sorgfältig, ob die Vorteile die potenziellen Risiken überwiegen, und achte auf folgende Punkte:

  • Verhandle klare Vereinbarungen mit dem Inhaber der Ingredient Brand, um stabile Marketinginvestitionen sicherzustellen.

  • Bleibe flexibel und plane mögliche Alternativen ein, falls sich die Partnerschaft oder das Image der Ingredient Brand verändert.

  • Stärke die eigene Marke, um die Verbindung zur Ingredient Brand auszubalancieren und im Ernstfall unabhängig agieren zu können.

Mit diesen Vorkehrungen kannst du die Vorteile einer Ingredient Brand ausschöpfen und die Risiken besser kontrollieren.


5. Entscheidungsfindung: Passt eine Ingredient Brand zu deinem Angebot?

Der Einsatz einer Ingredient Brand ist nicht für jedes Unternehmen und jedes Produkt die beste Wahl. Um zu entscheiden, ob diese Strategie zu deinem Angebot passt, solltest du verschiedene Aspekte sorgfältig analysieren. Hier sind drei entscheidende Faktoren, die dir bei der Entscheidungsfindung helfen:

5.1. Analyse: Wann ist der Einsatz einer Ingredient Brand sinnvoll?

Eine Ingredient Brand lohnt sich besonders, wenn dein Produkt in einem Premium- oder Spezialsegment positioniert ist. Hochwertige Produkte, bei denen die Qualität oder Funktionalität eine zentrale Rolle spielt, profitieren oft von der Unterstützung durch eine bekannte Ingredient Brand. Auch bei erklärungsbedürftigen Produkten kann eine Ingredient Brand helfen, Vertrauen aufzubauen und die Vorteile auf einen Blick verständlich zu machen.

Ein Beispiel: ThinkPad-Laptops von Lenovo setzen bei einigen Modellen auf Dolby-Audio-Technologie. Dies wird nicht nur als technisches Feature dargestellt, sondern als klarer Qualitätsvorteil im Bereich Klang. Gerade für Geschäftskunden, die oft Videokonferenzen nutzen, oder für Konsumentinnen, die Filme oder Musik in hoher Qualität genießen möchten, ist die profilierte Marke Dolby ein starkes Argument, das den wahrgenommenen Wert der Laptops hebt.

Frage dich: Hebt eine Ingredient Brand die Stärken deines Produkts hervor und macht es für Kunden attraktiver? Wenn ja, könnte sie der richtige Schritt sein.

5.2. Zielgruppen-Check: Wen möchtest du erreichen?

Nicht jede Zielgruppe nimmt Ingredient Brands bewusst wahr oder schätzt sie. Besonders relevant sind Ingredient Brands für Kundensegmente, die Wert auf Qualität, Sicherheit oder Innovation legen. Markenaffine Konsumentinnen und Konsumenten, technikbegeisterte Käufer und Kundinnen mit einem hohen Interesse an Nachhaltigkeit achten oft gezielt auf solche Zusatzmarken.

Ein Beispiel: Tesla nutzt Panasonic-Batterien in seinen Fahrzeugen und hat diesen Aspekt in der Vergangenheit aktiv kommuniziert. Technik- und umweltbewusste Zielgruppen verbinden Panasonic mit Innovation und Verlässlichkeit. Diese Partnerschaft stärkt das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Tesla-Akkus und unterstreicht den technologischen Vorsprung der Marke.

Frage dich: Passt deine Zielgruppe zu dem Image und den Stärken der Ingredient Brand? Nur wenn deine Kunden die Marke kennen und schätzen, wird sie ihre Wirkung voll entfalten.

5.3. Markenfit: Teilen die Ingredient Brand und deine Marke dieselben Werte?

Die erfolgreichste Ingredient Brand bringt wenig, wenn sie nicht zu den Werten und der Positionierung deiner Marke passt. Überlege, ob die Werte, das Image und die Botschaften der Ingredient Brand mit deinem Markenauftritt harmonieren. Ein stimmiger Markenfit stärkt beide Seiten, während ein Bruch in der Wahrnehmung Verwirrung oder Skepsis bei deinen Kunden auslösen kann.

Ein Beispiel: Die Outdoor-Bekleidungsmarke Patagonia ist bekannt für ihr starkes Engagement für Nachhaltigkeit. Würde Patagonia eine Ingredient Brand wählen, die nicht umweltfreundlich produziert oder ethisch fragwürdige Arbeitspraktiken hat, wäre dies ein klarer Widerspruch zur Markenidentität. Stattdessen arbeitet Patagonia mit Partnern zusammen, die ebenfalls auf Nachhaltigkeit setzen, um das Markenimage zu stärken und authentisch zu bleiben.

Frage dich: Unterstützt die Ingredient Brand deine Botschaft und ergänzt sie deine Markenidentität? Wenn die Markenwerte nicht übereinstimmen, solltest du besser nach einer Alternative suchen.

Die Entscheidung für oder gegen eine Ingredient Brand hängt von vielen Faktoren ab. Mit einer klaren Analyse, einem genauen Verständnis deiner Zielgruppe und einem konsequenten Fokus auf den Markenfit kannst du sicherstellen, dass die Wahl einer Ingredient Brand nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig eine erfolgreiche Investition ist.

 

Diese Checkliste hilft dir, schnell zu prüfen, ob die Integration einer Ingredient Brand zu deiner Marke passt. Beantworte die Fragen ehrlich, um eine fundierte Entscheidung zu treffen (Abbildung: BrandDoctor).

 

6. Erfolgreiche Integration: So setzt du auf die richtige Ingredient Brand.

Der Erfolg einer Ingredient-Brand-Strategie hängt nicht nur von der Auswahl des richtigen Partners ab, sondern auch von einer durchdachten Integration in deine Markenstrategie und Kommunikation. Mit den folgenden Schritten kannst du sicherstellen, dass die Ingredient Brand optimal in dein Angebot eingebunden wird und gleichzeitig die Stärken deiner eigenen Marke sichtbar bleiben:

6.1. Markenstrategie entwickeln: Die Verbindung stärken

Die Ingredient Brand sollte deine eigene Marke ergänzen und ihre Werte unterstreichen, ohne sie zu überstrahlen. Eine klare Strategie hilft dir, die Verbindung zwischen beiden Marken zu definieren. Überlege, welche Rolle die Ingredient Brand in deinem Markenversprechen einnehmen soll:

  • Ist sie ein Qualitätssiegel, das Vertrauen schafft?

  • Steht sie für innovative Technologie, die dein Produkt einzigartig macht?

  • Oder unterstreicht sie einen bestimmten Wert, wie Nachhaltigkeit oder Sicherheit?

Eine gut durchdachte Ingredient-Brand-Strategie legt fest, wie beide Marken im Zusammenspiel wahrgenommen werden sollen und welche Botschaften du an deine Zielgruppe kommunizierst.

6.2. Kommunikation optimieren: Co-Branding strategisch einsetzen

Co-Branding erfordert Fingerspitzengefühl. Du möchtest die Vorteile der Ingredient Brand klar hervorheben, ohne deine eigene Marke in den Hintergrund zu drängen. So gelingt das:

  • Klare Rollenverteilung: Kommuniziere, dass die Ingredient Brand nur eine von vielen Komponenten deines Produkts ist. Deine Marke sollte weiterhin die führende Rolle spielen.

  • Visuelle Integration: Verwende das Logo der Ingredient Brand in einer unterstützenden Rolle, zum Beispiel als Siegel oder Zusatz. Es sollte die eigene Markenidentität nicht dominieren.

  • Storytelling: Erzähle eine gemeinsame Geschichte, die zeigt, warum diese Partnerschaft dein Produkt besonders macht. Kunden lieben es, zu erfahren, wie und warum bestimmte Technologien oder Zutaten ausgewählt wurden.

Beispiel: Dell nutzt das Label «Intel Inside», um die Leistungsfähigkeit seiner Computer zu betonen, während die eigene Marke weiterhin im Mittelpunkt der Kommunikation bleibt. Der Slogan und die Logos werden ergänzend, aber nicht dominierend eingesetzt.

6.3. Praxisbeispiele: Erfolgreiche Integration von Ingredient Brands bei TBMs

Einige Unternehmen zeigen, wie eine gelungene Integration aussehen kann:

  • Nespresso und Aeroccino: Nespresso nutzt den Milchaufschäumer Aeroccino, um sein Angebot zu erweitern und den Kunden ein vollständiges Kaffeeerlebnis zu bieten. Dabei wird Aeroccino nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zur eigenen Marke positioniert – mit Nespresso als zentralem Akteur.

  • Adidas und Parley for the Oceans: Adidas integrierte Parley for the Oceans als Ingredient Brand für nachhaltige Materialien in seinen Produkten. Diese Partnerschaft wurde in der Kommunikation prominent genutzt, ohne das Adidas-Markenversprechen zu schwächen. Die gemeinsame Botschaft lautet: Fortschritt und Umweltschutz in einem Produkt.

  • Samsung und Corning Gorilla Glass: Samsung hebt die Verwendung von Gorilla Glass in seinen Smartphones hervor, um die Robustheit und Langlebigkeit zu betonen. Dabei bleibt Samsung die Hauptmarke, während Gorilla Glass als unterstützendes Qualitätsmerkmal dient.

Worauf es ankommt

Die erfolgreiche Integration einer Ingredient Brand bedeutet, die richtige Balance zwischen Sichtbarkeit und Unterstützung zu finden. Deine eigene Marke muss gestärkt werden, während die Vorteile der Ingredient Brand klar erkennbar sind. Mit einer klaren Strategie und einer durchdachten Kommunikation kannst du das Beste aus beiden Marken herausholen und deine Kunden nachhaltig begeistern.



7. Fazit: Der Weg zu mehr Attraktivität und Differenzierung.

Der Einsatz von Ingredient Brands kann für TBMs ein wirkungsvolles Mittel sein, um das eigene Angebot attraktiver zu machen, die Marke zu stärken und sich im Wettbewerb zu differenzieren. Wie dieser Beitrag gezeigt hat, hängt der Erfolg einer solchen Strategie jedoch von einer Vielzahl von Faktoren ab.

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick

  • Chancen: Ingredient Brands können dein Angebot aufwerten, indem sie Vertrauen schaffen, Differenzierung fördern und die Kundenbindung stärken. Sie bieten dir die Möglichkeit, von der Bekanntheit und dem positiven Image einer etablierten Ingredient Brand zu profitieren.

  • Risiken: Höhere Kosten, mögliche Markenkonflikte oder Abhängigkeiten und potenzielle Imageprobleme der Ingredient Brand sind Herausforderungen, die nicht unterschätzt werden dürfen.

  • Entscheidungskriterien: Eine gründliche Analyse ist entscheidend, um zu prüfen, ob die Integration einer Ingredient Brand zu deinem Angebot, deiner Zielgruppe und deinen Markenwerten passt. Nur wenn diese Faktoren stimmig sind, wird die Strategie langfristig erfolgreich sein.

Handlungsempfehlung: So triffst du die richtige Entscheidung

  1. Reflektiere deine Ziele: Was möchtest du mit einer Ingredient Brand erreichen? Willst du dein Markenimage verbessern, deinen Produkten ein Qualitätsversprechen hinzufügen oder dich stärker differenzieren?

  2. Prüfe den Markenfit: Die Werte und das Image der Ingredient Brand sollten zu deiner Marke passen, um ein einheitliches und glaubwürdiges Gesamtbild zu schaffen.

  3. Kenne deine Zielgruppe: Analysiere, ob deine Kundinnen und Kunden eine Ingredient Brand wahrnehmen und schätzen – denn nur dann kann sie einen echten Mehrwert liefern.

  4. Plane die Integration strategisch: Entwickle eine klare Co-Branding-Strategie, die die Vorteile der Ingredient Brand nutzt, aber deine eigene Marke im Vordergrund hält.

Der nächste Schritt: Teste die Idee

Falls du unsicher bist, ob eine Ingredient Brand die richtige Wahl für dein Angebot ist, kannst du mit einem Pilotprojekt beginnen. Teste die Wirkung auf einer kleineren Produktlinie oder in einem begrenzten Marktsegment und sammle Kundenfeedback. So minimierst du Risiken und gewinnst wertvolle Erkenntnisse für deine Marke.

Ingredient Brands sind kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, um deine Marke erfolgreicher zu machen. Mit der richtigen Strategie und einem durchdachten Ansatz kannst du ihre Potenziale voll ausschöpfen und deine Marke auf das nächste Level heben.


Der BrandDoctor hilft bei wichtigen Markenentscheidungen mit Tragweite.
Als BrandDoctor helfe ich Unternehmern, Gründern und Marketingverantwortlichen sowie Marken- und Designagenturen dabei, ihre wichtigen Marken- und Marketingentscheidungen professionell und Erfolg versprechend zu treffen. Mit innovativen Tools unterstütze ich sie, das wichtige strategische Fundament dafür zu legen, mit ihren Marken nachhaltig erfolgreich am Markt zu agieren.

Über den Autor: Andreas Wiehrdt entwickelt und revitalisiert Marken seit über 20 Jahren. Allein, als Markenstrategieberater oder im Team mit erfahrenen Spezialisten aus seinem Kompetenznetzwerk.


Wie ich’s mit dem Gendern halte:

Im Interesse einer besseren Lesbarkeit und aus Respekt vor unserer schönen deutschen Sprache habe ich mich dazu entschlossen, in der Regel das generische Maskulinum verwendet. Die Texte beziehen sich aber immer auf Angehörige aller Geschlechter.

Andreas Wiehrdt

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